Der Mailänder Möbelsalon, flankiert von der pulsierenden Design Week, erwies sich auch in diesem Frühjahr mit über 300.000 Besucher:innen einmal mehr als internationales Epizentrum der Branche. Er brachte zum Ausdruck, wie sehr Design heute zum Spiegel unserer Sehnsüchte, Bedürfnisse und technologischen Möglichkeiten geworden ist – vor dem Hintergrund großer globaler Unsicherheiten.
Text: Susanne Schaller
Im Castello Sforzesco stehen Besucher:innen im Halbdunkel vor Michelangelo Buonarrotis Pietà in Kontemplation. Hinter ihnen erklingen die ergreifenden Live-Stimmen von Arvo Pärts Stabat Mater, während magische Lichtspiele über die unvollendeten Formen des Meisterwerks tanzen: Die Performance »Mother« des amerikanischen Regisseurs Robert Wilson steht als Auftakt der diesjährigen Mailänder Designwoche – eine Eröffnung, mit der sich der Salone unter dem Motto »Thought for Humans« bewusst als ein kulturelles Gesamtkunstwerk präsentiert.



Seit seiner Gründung im Jahr 1961, als eine Gruppe findiger italienischer Unternehmer die Möbelmesse ins Leben rief – inspiriert von der positiven internationalen Resonanz auf die erste deutsche Ausstellung der Koelnmesse im Vorjahr – hat sich der Salone Jahr für Jahr zu einem globalen Aushängeschild für Designkultur entwickelt.
Spricht man in diesem Jahr von den Highlights der Fiera in Milano Rho, fällt zum Ersten der Begriff: »La dolce attesa«. Eine Inszenierung des italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino, die dem Warten und Innehalten gewidmet ist – »eine Einladung, sich in einem schwebenden Raum zu entspannen, ohne Angst und Unruhe«, wie die Szenografin Margherita Palli es beschreibt. Jeweils zwei Gäste – die Plätze waren binnen kürzester Zeit ausgebucht – stiegen in einen kleinen Aufzug, der sie in eine andere Wirklichkeit entführte. Dort geleiteten sie »Krankenschwestern«, Schauspielerinnen des Teatro Piccolo mit leiser Geste zu Chaises-Longues, wo sie die Schönheit des Augenblicks kosteten.

Die meisten Messebesucher:innen jedoch konnten es kaum erwarten, den endlosen Marathon mit 2100 Ausstellern aus 37 Ländern zu starten – auf der Suche nach den neuesten Trends und Inspirationen.
Hier ein kurzer Einblick zur Chronik:
Dominant sind satte, tiefe Farbtöne – Barolo-Rot, erdiges Moosgrün sowie warme Cognac- und Bernstein-Nuancen. Brokatartige Stoffe in gedeckten Farben, pastellige Akzente, samtige Oberflächen und skulpturale Silhouetten – insbesondere bei Polstermöbeln – erleben ein Comeback. Neben dieser neuen, organischen Opulenz zeichnet sich die Tendenz zu einem »Soft Minimalism« ab, der das kühle skandinavische Stil-Understatement hinter sich gelassen hat: Klare Linien bleiben erhalten, werden jedoch durch Naturmaterialien und weiche Texturen entschärft.
Neben zahlreichen Re-Editionen historischer Klassiker und Design-Ikonen wächst das Angebot individuell konfigurierbarer, modularer Möbelstücke. Im Schlafzimmer dehnen sich großzügige XXL-Betten zu regelrechten Cocooning-Landschaften aus – häufig ergänzt durch passendes, funktionales Begleitmobiliar.
Nahezu allgegenwärtig intelligente Materialien: Oberflächen, die Ladestationen integrieren, smarte Textilien, die auf Temperatur reagieren, und modulare Systeme, die durch Apps gesteuert werden können. Sie zeigen, wie Technik über ihren funktionalen Zweck hinaus integraler Bestandteil der Material- und Formentwicklung wird, um sich – auch in Bezug auf Leuchtmittel – als atmosphärisches, adaptives Erlebnis nahtlos ins Interieur einzufügen.

Materialität: Der Rohstoff als Botschaft
Das Schlagwort »Materialwende« war omnipräsent. Kork, Hanf, Myzelium, recycelte Kunststoffe und lokal gewonnenes Holz dominieren die Materiallisten der großen Hersteller ebenso wie die der jungen Designstudios. Zellulosefaser-Verbundstoffe, sogenanntes »Holzmetall«, werden vielfältig eingesetzt und auch Beton wird zu einem Gestaltungstool.
Das Streben nach Perfektion in der Materialästhetik weicht dabei zugunsten des Unfertigen und Prozesshaften. Raue, sichtbar recycelte oder gar bewusst unvollkommene Oberflächen spiegeln die neue Zentralität von Geschichte, Authentizität und Materialbiografie.
Mit einem caveat jedoch: Noch immer dominieren bei vielen Ausstellern Marketingstrategien über echte Materialinnovationen. Während Nachhaltigkeit und ethisches Design von vielen Marken als Werte hochgehalten werden, bleibt oft unklar, wie tief diese Prinzipien tatsächlich im Unternehmensalltag integriert sind. Der Einsatz natürlicher Materialien wie Kork und recycelter Kunststoffe ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch deren Umsetzung und Lebenszyklus müssen kritisch hinterfragt werden.
Gut zu wissen ist, dass im April in Mailand die größte Materiothek Italiens eröffnet hat. Auf 500 m² mit über 1.200 Mustern, 5.000 Exponaten und 15.000 Produkten im Katalog will sich Materia 2.0 als Ort für Forschung, Inspiration und innovative Materialerfahrung etablieren.



Vor dem Sog des Mare Magnum der Design Week in der Innenstadt, noch einen Blick in den SaloneSatellite: Unter der kuratorischen Leitung von Paola Antonelli – Senior Curator im Department of Architecture and Design sowie Director of Research and Development am New Yorker MoMA – präsentierten hier unter dem diesjährigen Motto »New Craftsmanship: A New World« U-35 Designer ihre Prototypen. Der erste Preis ging an Kazuki Nagasawa vom japanischen Studio Super Rat für seine Behältnisse aus Rinde, gefertigt unter Anwendung traditioneller Färbetechniken. Platz zwei belegte das niederländische Studio Luis Marie mit »Plissade«, einem Paravent aus reinem Textil, der gänzlich ohne Bindemittel oder Klebstoff auskommt – allein durch die Kunst des Plissees in Form gehalten.

Fuorisalone
Interaktive Architekturen und ästhetische Eskapaden
Im Ehrenhof der Pinacoteca di Brera dreht sich die »Library of Light« von Es Devlin: Die Skulptur aus leuchtenden Bücherregalen erinnert an eine Sonnenuhr. Sie symbolisiert die Bibliothek als Ort der Erkenntnis, ein poetischer Raum für Lesungen und kollektives Nachdenken, der – so die britische Künstlerin – dazu anhalten soll, den Wert der Zeit wiederzuentdecken.



Aber die Zeit, ja, sie ist das Problem. Kaum einer der Design-Pilger setzte sich zum Lesen – wohl aber zu einem erschöpften Pitstop im schwindelerregenden Karussell dieser Mailänder Aprilwoche mit rund 1.050 Beiträgen, wo kollektive Liegelandschaften – wie das bunte Lümmeln bei Marimekko im Teatro Litta – und eskapistische Konzepte gerne angenommen werden. Der Zeitgeist sucht Ruhe. Schlangen bildeten sich vor immersiven Installationen wie »Making the Invisible Visible« von Lachlan Turczan für Google – wortwörtlich blieb man dabei mit den Füßen erstmal auf dem Boden – verführt im Kunstnebel globaler Marketingmaschinen.

Kunst und Literatur als Markenbotschaft
Knallbunt strahlt das »Hyper Portal« der Künstlerin Michela Picchi am Palazzo Moscova. Die medienwirksame Pop-Art-Verkleidung ist Teil eines Kunstförderprojekts von Glo. Der Tabakerhitzer-Hersteller, gemeinsam mit dem Automobilhersteller Denza Hauptsponsoren des Fuorisalone, steht dabei nicht allein: Auch Grand Seiko liegt mit den leuchtenden dahinschmelzenden Eisskulpturen (»Frozen«) des japanischen Designers Tokujin Yoshioka am Puls der Zeit.





Lavazza lässt die portugiesische Bildhauerin Joana Vasconcelos für sich sprechen: Im kolonnadengesäumten Innenhof des Palazzo del Senato eröffnet sich eine 18 Meter durchmessende Installation, die vollständig mit Kaffeepulver bedeckt ist, im Inneren tropische Pflanzen und Wasserspiele.
Im Anschluss ist man wieder wach genug für den »Literary Club« von Miu Miu im Circolo Filologico Milanese, wo über Bildung, Gleichberechtigung, Simone de Beauvoir und Fumiko Enchi diskutiert wird. Oder man hopst herum per KI in eine Chiquita-Banane verwandelt. Im Dickicht der Fuorisalone-Events unter dem Motto »Connected Worlds« gibt es alles zwischen sacro e profano, nur eines nicht: Business as usual. Und das ist gut so.
Kreative Kontaminationen
Im wahrsten Sinne des Wortes herausragend ist die Ausstellung »Weaving Anni Albers« im sechzehnten Stock des Torre Velasca. In Zusammenarbeit mit der Josef & Anni Albers Foundation hat Dedar textile Entwürfe und Werke der Künstlerin, die zwischen 1936 und 1974 entstanden sind, mit zeitgenössischen Mitteln neu interpretiert und sensibel in die Gegenwart übersetzt.



Doch nicht nur in luftiger Höhe, auch unter der Erde verbirgt sich ästhetisches Potential: Zwischen alten Duschen und travertingetäfelten Umkleideräumen mit pastellfarbenen Mosaiken schimmern in der ehemaligen öffentlichen Badeanstalt Piscina Cozzi von 1934 unter dem Titel »Two-Fold Silence« Lampen und Accessoires aus mundgeblasenem Glas – präsentiert von 6:AM Glassworks.
In ein labyrinthisches Spiel aus schwebenden Strukturen und bunten Lichtreflexen tauchen die Design Addicts in der ehemaligen Sporthalle Pelota. Charlotte Macaux Perelman, künstlerische Leiterin von Hermès, hat hier die Home-Collection des Hauses wie Schätze in einem geheimen Schmuckkästchen inszeniert.

Marken-Rituale
Im Brera Design District zelebrieren Mode- und Lifestyle-Labels ihre Exklusivität gerne in Andacht suggerierenden Sakralbauten: So würdigt Gucci in den Chiostri di San Simpliciano aus dem 16. Jahrhundert mit der Ausstellung »Bamboo Encounters« den Werkstoff Bambus – sowohl in der Geschichte des Designs als auch in der Historie des Hauses, die mit der legendären Gucci-Bamboo-Bag von 1947 ihren Anfang nahm.
Im Klosterhof der Chiesa del Carmine steht ein 16 Meter langer Tisch aus Libanonzeder von Sebastian Cox (UK). Gedeckt hat ihn das australische Körperpflege-Label Aēsop und lädt auch in die Sakristei, um die Gäste mittels der multisensorischen Installation »The Second Skin« wieder zu sensibilisieren.
Ein abwechslungsreicher »Teapot«-Walk erwartet sie im Palazzo Citterio: Von surreal bis minimalistisch sind die Teekannen, die 25 Kreative für Loewe gestaltet haben.
In die Biblioteca Ostinata führt der Wegweiser zu »The Last Pot«. Alessi stellt hier eine eklektische Kollektion von Graburnen vor – eine zugleich ästhetisch wie symbolisch interpretierte Serie, entworfen von internationalen Designgrößen, darunter Giulio Iacchetti, Philippe Starck, David Chipperfield, Naoto Fukasawa und Daniel Libeskind.
Design-Theater
Mit einer ausgefallenen Inszenierung im Teatro Lirico Giorgio Gaber feierte Cassina das 60-jährige Jubiläum seiner an Le Corbusier, Jeanneret und Perriand inspirierten Kollektionen mit »Staging Modernity«. Formafantasma und Fabio Cherstich suggerierten eine modernistische Vision, die Natur und Design neu denkt und die Grenzen zwischen Mensch, Tier, Wildnis und Moderne bewusst verschwimmen lässt – ein Ansatz, der in einigen Designpositionen in Mailand in Nature Reframed- und post-anthropozentrischen Konzepten zum Tragen kam.



Designer als Protagonisten
Selbst zu Hauptdarstellern wurden die Gestalter in »The Theatre of Things – 7 Nights and 7 Days: Living with Collectible Design«. Die Künstlergruppe, darunter Objects of Common Interest, Linde Freye Tangelder und Espace Aygo bezog während der Design Week die Galerie Delvis (Un)Limited, die sich für diesen Anlass in eine Sammlerwohnung verwandelt hatte – mit Schaufensterblick auf die belebte Via Fatebenefratelli. Jeden Morgen wurden die Designer von einem Journalisten oder Kurator bei Kaffee geweckt – für ein informelles Gespräch über die Erfahrung.
Alcova goes Varedo
Auf der Suche nach atmosphärischen Kulissen verlegte Alcova sein Experimentierfeld in diesem Jahr in die Gemeinde Varedo nahe Monza und bespielte dort vier außergewöhnliche Orte: die historischen Villen Borsani und Bagatti Valsecchi, eine stillgelegte SNIA-Chemiefabrik sowie die von der Natur zurückeroberten Pasino-Gewächshäuser – einst eine der größten Orchideenzuchten Europas. Diese bildeten einen kontrastreichen Rahmen für die einfallsreichen wie materialbewussten Konzepte junger Designer:innen. So präsentierte das Studio Tooj eine Kollektion aus 3D-gedrucktem Quarzsand. Das Atelier Luma zeigte Möbel aus Bioplastik und Teppiche aus Palmwedeln, entstanden in Kooperation mit dem Irthi Contemporary Crafts Council.



Dialog im Palazzo
Neben den Ausstellungen in der Triennale, dem ADI Design Museum, legendären Galerien wie Nilufar und hochkarätig kuratierten Showrooms bietet die Mailänder Design Week immer auch die seltene Gelegenheit, prachtvolle Palazzi zu betreten, die sonst der Öffentlichkeit verschlossen bleiben – etwa den Palazzo Donizetti, eine faszinierende Residenz aus dem 19. Jahrhundert. Hier zelebrierte Artemest sein zehnjähriges Bestehen, indem sechs internationale Designstudios jeweils einen Raum auf ihre ganz eigene Weise interpretierten.




Im Palazzo Serbelloni wiederum zeigt Louis Vuitton seine Kollektion »Objets Nomades«: experimentelle, funktionale Designerstücke in limitierter Auflage, die inmitten einer Assemblage aus Teppichen, Tellern und Illustrationen aus dem Archiv des futuristischen Künstlers Fortunato Depero pointiert in Szene gesetzt sind.
Kreativität und und kultureller Durchdringung treffen sehr suggestiv in den barocken Räumen des Palazzo Litta aufeinander, wo Designer und Manufakturen aus aller Welt in der Ausstellung »MoscaPartners Variations« das Thema »Migrationen« erforschen.




Vision und Handwerk
Bereits in den vergangenen Fuorisalone-Editionen hat sich das House of Switzerland in der Casa degli Artisti als Plattform für zeitgenössisches Schweizer Design etabliert. Im diesjährigen Fokus stand »Kollaboration« als treibende Kraft für kreative Prozesse und gesellschaftlichen Wandel. Unter den Exponaten die »Ramel Series«, Alltagsgegenstände aus recyceltem Aluminium, die Antonio Severi in Kollaboration mit dem Exil Collective aus Beirut realisierte sowie die gemeinschaftlich entwickelte Stuhl-Serie der Hochschule ECAL in Kooperation mit dem japanischen Label Karimoku New Standard.
Immer eine Augenweide sind die originellen Designobjekte von »Doppia Firma – Double Signature« in der Villa Mozart – ein Projekt, das innovatives europäisches Design mit traditionellem, regional verwurzeltem Handwerk vereint. Die Edition 2025 zeigte alpenländisches Kunsthandwerk im spannungsreichen Dialog mit den Entwürfen internationaler Designer wie Antonio Aricò, Cara/Davide, Bethan Laura Wood und Draga & Aurel.
Kontraste
»Secret location by appointment only« – so zu lesen in der Premiere-Einladung der Capsule Collection Garçonnière von Interior Designer Giuseppe Porcelli. Nicht jeder kam in den Genuss, einen voyeuristischen Blick in das Junggesellenrefugium zu werfen – eine Rauminszenierung, gelesen als subtile Interpretation homoerotischer Erfahrung. Intellektuelle Referenzen – von Jacques-Émile Ruhlmann bis Jacques Adnet, von Eileen Gray bis Jean Royère – warteten hier darauf, entschlüsselt zu werden.
Wesentlich zugänglicher war das Muji Muji-Minihaus des Pariser Studios 5·5 im Garten Pippa Bacca. Claire Renard und Jean-Sébastien Blanc, beide Pioniere des Upcyclings, ließen sich von der japanischen Architektur inspirieren und begegneten mit ihrem Wohnkonzept dem zunehmenden Bedürfnis nach Rückzug im urbanen Trubel.


Besonders quirlig ging es derweil in der Via Tortona zu, in primis im legendären Superstudio, das sein 25-jähriges Jubiläum unter dem Motto »Glück« feierte – und alles zeigte, was zwischen futuristischen Visionen (Lexus), multisensorischen Wasserspielen (Geberit) und einer Schau thailändischer Kreativität noch Platz hatte.
Kollaboratives Design
Ein lohnender Zwischenstopp in der Zona Tortona war auch das Projekt »The Convivial Laboratory« des Kulturzentrums BASE. Hier werden soziale Räume neu gedacht und die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen vorangetrieben. Installationen wie Talamo oder The Camp luden dazu ein, sich aktiv mit den Themen Gemeinschaft, Protest und nachhaltiger Alltagsgestaltung auseinanderzusetzen.
Alternative Perspektiven auf Design und Architektur in Zeiten globaler Systemkrisen zu entwickeln, hat sich auch Dropcity zur Aufgabe gemacht. Das von Andrea Caputo initiierte Zentrum, beheimatet in den miteinander verbundenen Tunneln hinter dem Mailänder Hauptbahnhof, zeigte mit der Ausstellung »Prison Times – Spatial Dynamics of Penal Environments« eine kritische wie einfühlsame Reflexion über die Einrichtung weltweiter Strafanstalten.

Oben auf den Gleisen von Milano Centrale wartete indes der von Gio Ponti und Giulio Minoletti designte Zug »Arlecchino«: Darin Platz nehmen konnte man bei »Prada Frames« – einem interdisziplinären Symposium, das jährlich zum Salone del Mobile von Formafantasma kuratiert wird. Die diesjährige thematische Reise »In Transit« führte zu globalen Transport- und Logistiksystemen – und deren Einfluss auf Umwelt, Gesellschaft und Designkultur.

Soziale Verantwortung
Formate und Konzepte wie diese machen deutlich: Design ist längst mehr als die Gestaltung von Objekten, Oberflächen oder Materialien. Es begreift sich als Medium, Spiegel und Experimentierfeld gesellschaftlicher Veränderungen. Die diesjährige Ausgabe des Mailänder Salone zeigte eine Branche, die sich ihrer Verantwortung für Umwelt, Gesellschaft und Kultur zunehmend bewusst wird. Der Salone sollte dies durch zunehmende Kommerzialisierung und den Einfluss großer Luxusmarken nicht verspielen – schon gar nicht zulasten unabhängiger Designer und Manufakturen. Die Diskrepanz zwischen ästhetischem Anspruch, ethischem Selbstverständnis und marktwirtschaftlicher Realität besteht weiterhin. Und genau hier liegt die Aufgabe der kommenden Jahre: Design als aktives Werkzeug für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft zu begreifen.
Beiträge zu weiteren spannenden Design-Events finden Sie hier …