Natürlich geht man auch auf Konferenzen um Wissen aufzusaugen. Doch besonders schön an ihnen ist das menschliche Miteinander – das ungezwungene Netzwerken, das fröhliche Plaudern zwischendrin und das Schließen neuer Bekanntschaften. Nach langer Pause konnte die CPC endlich wieder stattfinden und hinterließ einen erfrischenden Eindruck.
Tag 1: Die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft
München ist kaum schöner als mitten im Sommer, wenn man sonnige Tage im Grünen und laue Nächte im Biergarten verbringen kann. Deshalb läuteten wir die CPC mit einem Speaker-Dinner im idyllisch gelegenen Wirtshaus am Bavariapark ein, bei dem sich alle Sprecher:innen schon einmal kennenlernen konnten.
Unser Anliegen, mit der CPC Papierenthusiasten und Kreative zu vernetzen, galt also nicht nur den Teilnehmer:innen sondern insbesondere auch denjenigen, die sie mit Input und Inspiration versorgen. In diesem Jahr sprachen am ersten Tag Alessia Sistori und Lilly Friedeberg vom Designstudio B.O.B., die aus Berlin und Düsseldorf angereist waren. Mit ihrem starken Fokus auf Transparenz und Individualität konnten sie das Publikum sofort begeistern. Vit Steinberger, der nach den beiden auf die Bühne trat, konzentrierte sich in seinem Talk auf den bleibenden Wert, den Gestalter:innen mit zutiefst nachhaltigen Konzepten anstreben können. »Wir widmen uns der Gestaltung einer lebenswerten Zukunft«, so der Co-Inhaber von klee.steinberger. »Das bedeutet für uns, Sehnsüchte und Bedürfnisse der Menschen zu erkennen und in substanzielle Kommunikation umzuwandeln.«
Mit ausdrucksstarker Kommunikation befassen sich auch Josef Heigl und Kurt Glänzer vom Grazer Studio Bruch. In ihrem Vortrag stellten sie herausragende Printprojekte vor – unter anderem ein zeitloses »Dine & Design«-Cover der ehemaligen novum – World of Graphic Design. Ein kleines Mitbringsel hatten sie auch gestaltet, so dass sich jede:r das Motto ihres Vortrags für den heimischen Schreibtisch mitnehmen konnte.
»Jede Idee ist nur so stark, wie die Ausführung selbst. Alles mündet hier und ist am Ende das, was bleibt.«
Studio Bruch
Mit Mario Drechsler sprach ein Pionier des Desktop-Publishing, der sich heute mit farbkritischem und anspruchsvollem Print beschäftigt und bei Produktionen berät. In seinem Vortrag gab er ganz praktische Tipps und Tricks für ökoeffiziente Herstellungen an die Hand. Den Abschluss des ersten Tages machte der vielfach preisgekrönte Gestalter Erich Brechbühl, der aus dem schweizerischen Luzern angereist war. Auf faszinierende Weise legte er seine Ideenfindungsprozesse offen, erzählte von seinen Lehrjahren bei Niklaus Troxler und stieg tief in die Plakatgestaltung ein.
Tag 2: Ein Hoch auf die Community
Der zweite Tag stand ganz unter dem Stern des Gemeinschaftssinns: Hardy Seiler, der nicht nur als Kommunikationsdesigner tätig ist, sondern auch den Coworking- und Innovationshub Hafven mitinitiierte, sprach – neben aufregenden Printprojekten – über den Wert von Community. Mit seinem Start-Up Coapp schuf er kürzlich eine Plattform als Tool, das kollaborativ Menschen und Ressourcen verknüpft. Auch die Kalligrafin Natascha Safarik begann ihre Karriere in einer Community, genauer gesagt einem Internetforum, das sich auf Kalligrafie spezialisiert hatte und ihr half, im Beruf Fuß zu fassen. Charmant erzählte die Wienerin, die unter dem Künstlernamen »Tintenfuchs« tätig ist, von ihrem Werdegang und hatte mit Bob Ross-Memes und Selbstironie die Lacher auf ihrer Seite.
Um auch den zweiten CPC-Tag mit vielen inspirierenden Inhalten zu füllen, aber die Konzentration nicht allzu sehr zu strapazieren, folgte der nächste Block in Form dreier Kurzvorträge à 20 Minuten. Julia Kahl von Slanted Publishers berichtete über die Verlagsarbeit und die Special Edition »Slanted Bavaria«, Axel Rössler vom Siebdruckstudio »Print Now – Riot Later« gab Einblicke in die Anfangszeit in Arizona und die Werkstatt im Maintal. Mati Miocevic alias Designstudio Mathilda Mutant knüpfte sich in ihrem humorvollen Vortrag allerlei nervige Ratschläge vor, die ihr Leute entlang ihrer nunmehr zehnjährigen Selbständigkeit zu geben pflegten. Etwa, sie solle sich Kund:innen gegenüber nicht allzu freundschaftlich verhalten. Dem setzte sie überzeugend entgegen: »No amore, no design. More amore, kaboom design!«
Weil Tom Ising leider erkrankt war, sprang im Anschluss die Agentur Kreatives aus München ein. Die Art-Direktorin Tainá Ceccato und die Illustratorin Julie Frank stellten zwei höchst innovative freie Projekte vor, die nicht nur fantastisch aussehen, sondern auch Packaging-Preise abräumten: von Hand gefertigte Schühchen aus Papier, eine Weihnachtsaussendung in American Diner-Optik – ihre Kreativität scheint kaum Grenzen zu haben.
Das Grande Finale des Abends lieferte der Papierhersteller Matthias Schwethelm ab. Die von ihm gegründete Werkstatt Papieroffizin orientiert sich an historischen handwerklichen Methoden. Mit erstaunlichem Einfallsreichtum experimentiert der studierte Buchwissenschaftler mit Sauerkraut, Sprossen oder sogar Elefantenkot, beglückt damit Handwerker auf der Walz gleichermaßen wie angehende Hochzeitspaare oder die Marketingabteilung von Adidas. Natürlich auch uns Zuschauer, denn mit seiner kreativen Art, Papier herzustellen, unterschiedlichste Materialien zu verwenden und sich sprichwörtlich die Hände schmutzig zu machen, macht er dem zentralen Thema der Creative Paper Conference alle Ehre.
Und zum Abschluss erwarteten die Gäste noch viele bunte Teilnehmertaschen, randvoll gepackt mit wunderschönen Papiermustern, Give-Aways und kleinen Aufmerksamkeiten.
Wir sagen Danke!
Als Team vom Grafikmagazin können wir nur staunen, welche Strahlkraft Papier besitzt, das hat die CPC einprägsam unter Beweis gestellt. Die Liebe zu schönen Papieren verbindet, sie ist ein Grund von weither anzureisen, sie schafft sogar neue Freundschaften. Was für ein Privileg, diese Tage miteinander zu teilen.
Wir bedanken uns insbesondere bei unseren Sponsoren und Aussteller:innen sowie beim Studio Joseph & Sebastian für das herausragende Design der diesjährigen Creative Paper Conference. Danke ebenso an unsere Volunteers für den nimmermüden Einsatz und das Catering-Team von Coucou Food Market.
Schon jetzt können wir es kaum erwarten, in zwei Jahren die nächste CPC mit Ihnen zu erleben!
