Er ist der Anti-Held schlechthin und genau wegen seiner Fehlbarkeit wird er seit Jahrzehnten geliebt. Donald Duck begeistert seit 1934 Fans in aller Welt – der umfangreich illustrierte Band »Donald Duck. The Ultimate History« spürt dem berühmten Enterich nun nach und zeigt unter anderem unveröffentlichte Arbeiten des legendären Zeichners Carl Barks.
Er ist linkisch und tollpatschig, er ist arbeitsscheu und schläft am liebsten in seinem Sessel, er hat (fast) immer Pech, ihn plagen Geldsorgen und sein stinkreicher Onkel ist der größte Geizkragen der Welt und nutzt ihn nur aus. Und wenn ihm all das zu viel wird, bekommt er filmreife Wutanfälle. Donald Duck ist weiß Gott kein Held, aber dafür ein umso größerer Sympathieträger, denn er ist so durchschnittlich und voller Fehler wie wir es alle sind.
So fehlbar Donald auch sein mag, so erfolgreich ist er als Comic-Figur. Seit neun Jahrzehnten werden seine Abenteuer fortgeschrieben, er ist der Star von über 170 Zeichentrickfilmen und war damit in mehr Filmen zu sehen als jeder andere Protagonist von Disney. Er lebt natürlich in zahlreichen Comics fort, tritt im Fernsehen auf und spielt in zahlreichen Themenparks eine große Rolle.
In »Donald Duck. The Ultimate History« kann man nun ganz tief in das Donald-Universum eintauchen. Auf 564 Seiten präsentiert der Taschen Verlag seltene Zeichnungen, Originalausgaben und bisher unveröffentlichte Arbeiten von Carl Banks, der den Enterich über viele Jahre hinweg prägte. Die Autoren hatten Zugang zu historischen Archiven und Sammlungen von Disney sowie zu anderen öffentlichen und privaten Sammlungen und konnten so Informationen und Arbeiten zu Tage fördern, die in dieser Form noch nicht zugänglich waren. Im Band sind beispielsweise frühe Storyboard-Zeichnungen von Carl Banks zu sehen sowie seltene Konzeptzeichnungen, Story-Skizzen, Hintergrundbilder und Animations- und Comic-Zeichnungen aus insgesamt neun Jahrzehnten.
Walt Disney and Donald Duck, publicity still for “The Donald Duck Story” (1954). © 2024 Disney
Im Gegensatz zu Mickey Mouse, der schlau, zurückhalten und vernünftig zu sein hatte, durfte Donald von Anfang an der Kragen platzen. Das Team liebte diesen Charakterzug so sehr, dass Walt Disney seine Geschichtenschreiber warnte, sich nur darauf zu konzentrierten, den Enterich explodieren zu lassen. Doch auch das Publikum mochte genau dieses Unangepasste. Als Carl Banks von der Position als Animateur zum Geschichtenschreiben wechselte, eröffnete sich für Donald nochmal ein ganz neues Universum. Er durfte die Welt bereisen und die fantastischsten Abenteuer erleben. In »Donald Duck. The Ultimate History« kann man diese Entwicklung mitverfolgen und über viele Skizzen, Storyboards und alte Fotografien hinter die Kulissen der Film und Comic-Produktionen sehen.
Die Materialfülle ist beeindruckend und auf den weit über 500 Seiten gibt es viel zu entdecken. Der Taschen Verlag liebt es ja, großformatige Bücher herauszubringen und in diesem Fall lohnt sich das wirklich. Auf großzügigen Doppelseiten wirken die Bilder und Zeichnungen noch eindrucksvoller und man kann selbst kleinste Details erkennen. Schön ist auch, dass mit verschiedenen Papieren gearbeitet wurde und zum Beispiel die neuen Kapitel mit farbigem Naturpapier eröffnet werden und Stanzungen den Blick auf das neue Thema freigeben. »Donald Duck. The Ultimate History« ist eine tolle Fundgrube für Donaldisten, aber auch für all jene, die dem kleinen, wütenden Enterich schon in ihrer Kindheit begeistert gefolgt sind.
Donald Duck. The Ultimate History
Daniel Kothenschulte (Hg.), David Gerstein, J.B. Kaufman
Taschen Verlag
564 Seiten, Hardcover, 29 x 6,3 x 39,5 cm, Versionen in Englisch, Deutsch und Französisch verfügbar
175,– Euro
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