Eine gelungene Konferenz ist wie ein gutes Magazin: Sie erzählt Geschichten auf überraschende Weise, ist sorgfältig kuratiert und voller vielseitiger Themen, faszinierender Protagonist:innen und inspirierender Bilder. Als sich am 24. und 25. Oktober die Türen der Alten Kongresshalle in München für die Creative Paper Conference öffneten, lag genau diese besondere Atmosphäre in der Luft: Zwei Tage lang verwandelten über 800 printbegeisterte Besucher:innen die Halle in einen lebendigen Ort des Austauschs und der Inspiration – voller Ideen, Begegnungen und Diskussionen über das Potenzial von Printmedien, die vor allem in der digitalen Welt unverzichtbar bleiben.
»Print zeigt seine wahre Stärke«
Das diesjährige Motto sollte zeigen, was Print – besonders im digitalen Zeitalter – so großartig und relevant macht. Der Auftaktvortrag vom Sirene Design Studio schlug gleich eine inspirierende Richtung ein, und zeigte Print als Werkzeug der Transformation, dessen spielerische Gestaltung Sirene im Kollektiv angeht und dabei für die Freude an Experimenten und Solidarität plädiert.
Das Thema Haptik durchzog die Konferenz wie ein roter Faden. Chrish Knigge von Studio Grau erzählte eindrucksvoll, wie haptische Markenerlebnisse langfristige Verbindungen schaffen und im Gedächtnis bleiben. Am Nachmittag nahm Carolin Blöink von der Stiftung Buchkunst das Publikum mit auf eine Reise durch die Welt der Buchkunst. Seit mehr als fünfzig Jahren zeichnet die Stiftung die besten Buchgestaltungen aus und setzt sich für das gedruckte Buch als Kulturgut ein. »Unser Ziel ist es, die Qualität des Gebrauchsbuchs durch vielfältige Aktivitäten zu fördern«, sagt Blöink. Ein intensives Interesse ist spürbar, als die Zuhörer:innen über die kunstvollen Aspekte des Buchdesigns und mehr über die Kriterien des renommierten Auszeichnungen lernen.
Für Editorial Designer:innen besonders eindrucksvoll war auch der darauffolgende Vortrag von Florian Lamm vom Studio Lamm & Kirch, er sprach über die Gestaltung visueller Identitäten im Kultursektor und teilte mit dem Publikum seine Erfahrungen in der Buch- und Ausstellungsgestaltung. Lamm zeigte auf, wie herausragendes Design die Identität von kulturellen Projekten prägen und verstärken kann, und wie das Zusammenspiel von fantastischen Ideen und ausgefuchsten produktionstechnischen Clues in diesem Bereich genutzt werden kann.
Am späteren Nachmittag setzte Andreas Uebele von Büro Uebele mit seinem Vortrag über die gesellschaftliche Rolle des Designs ein klares Statement: »Kann Kommunikation die Welt verbessern?« Uebele beleuchtete die Verantwortung, die Designer:innen der Vermittlung komplexer Themen übernehmen können und stellte dabei das Corporate Design des Deutschen Bundestags als Beispiel vor. Er zeigte, wie prägnantes Design und durchdachte visuelle Kommunikation gesellschaftliche Werte transportieren und den öffentlichen Diskurs bereichern können.
Von Lithographie bis Markenentwicklung hinzu KI Trends
Auch der zweite Tag bot viele neue Perspektiven: Alexandros Michalakopoulos und Andreas Ruhe vom Morphoria Design Collective sprachen über kollaborative Kreativität, und begeisterte das Publikum mit globalen Print- und Ausstellungsprojekten von Palermo bis Shanghai. Raquel Ro von der Steindruck Werkstatt nahm uns mit auf eine Reise in die faszinierende Welt der Lithographie. »In der Lithographie steckt eine Kraft, die das Digitale nicht ersetzen kann«, erklärte sie und führte die Gäste in durch die Historie der ehemals transformativen Drucktechnik: »Wie so oft machten Kreative und Künster:innen vor, wie man sie einsetzen kann, und wurden von der Wirtschaft mit ihren Ideen kopiert«, erzählte sie.
Der Nachmittag startete mit der Session dreier Kurzvorträge von Sandra Teschow, Art Directorin des Wissenschaftsmagazins Science Notes, die Nachwuchsdesigner:innen Valeria Schriber und Niklas Wolf aus Hamburg, die über ihre vielfach ausgezeichnete Masterarbeit »Uprooted« sprachen, und der Prodiktioner und »Nachhaltig drucken«-Autor Marco Hanecke. Ihre kurzen, prägnanten Impulsen boten einen vielfältigen Überblick über aktuelle Ansätze – und Herausforderungen – im Design und der Druckproduktion.
Einen technologischen Kontrast bot Grit Wolany, Art Direktorin und Trend Scout aus Zürich, die in ihrem Vortrag über die Rolle von künstlicher Intelligenz in der Kreativbranche sprach: »KI eröffnet uns viele Möglichkeiten, stellt uns aber auch vor ethische Fragen. Wie weit wollen wir gehen? Wie können wir sicherstellen, dass menschliche Kreativität im Zentrum bleibt?« Wolanys Vortrag regte zu Überlegungen über Chancen und Grenzen von KI in der kreativen Arbeit an und zeigte humorvoll die Balance zwischen traditionellen Gestaltungsmethoden und innovativen Tools.
Mit ihr bildete die Keynote von Tom Ising und Hans Findling den Abschluss, der preisgekrönte Projekte zur Markenentwicklung kultureller Institutionen durch ihr Studio Herburg Weiland präsentierte – etwa die Arbeit für den Münchner Genusstempel Tantris Maison Culinaire oder die Stiftung Bauhaus in Dessau. Ein echtes Highlight, das den Stellenwert von Print in der kulturellen Kommunikation betonte.
Der Messebereich: Begegnungen mit Innovationen
Blättern, fühlen, mit allen Sinnen spüren: Einer der zentralen Dreh- und Angelpunkte der CPC war der Messebereich, in dem führende Unternehmen der Papier-, Druck- und Veredelungsbranche ihre Produkte präsentierten. Über 700 Quadratmeter, gefüllt mit innovativen Materialien und Veredelungstechniken. Die Begeisterung der Besucherwar spürbar, als sie bei Ausstellern wie G.F Smith, Igepa und Antalis neue Inspiration fanden. »Hier kann ich direkt erfühlen, was ich später für meine Designs nutzen werde«, erzählte uns eine Designstudierende, die mit zahlreichen Schätzen und Materialkatalogen von den Ständen wiederkehrte.
Wir sagen: Tausend Dank!
Wir freuen uns sehr über den Erfolg der Creative Paper Conference 2024, die lebhaft zeigte, dass Print vielen begeisterte Fans sowie einen festen Platz in der Kreativbranche hat. Zwei Tage voller kreativer Energie, inspirierender Vorträge und einzigartiger Begegnungen haben uns bestärkt: Print bleibt stark – weil es berührt, inspiriert und verbindet.
Es war eine große Freude für uns zu sehen, wie Designer:innen aus der ganzen DACH-Region, Branchenexpert:innen und Kreative sich über neue Ideen und Erfahrungen austauschen. Ein Aussteller, der beim Dinner an unserem Tisch saß, fasste es treffend zusammen: »Das ist das Besondere an der CPC – hier finden wir Gleichgesinnte, die die Leidenschaft für Print teilen. Man hat mit allen direkt ein Gesprächsthema.« Wir hoffen, dass viele neue Kontakte geknüpft oder alte Bekanntschaften aufgefrischt wurden – und wir spätestens bei der CPC 2026 von so manchem gemeinsamen Projekt hören werden. Das gilt natürlich auch für uns selbst: Die Dichte an frischen Ideen inspirierten auch uns zu intensiven Diskussionen und gaben uns neue Denkanstöße für die eigene Arbeit. Wir sagen tausend Dank an unsere Sponsor:innen, an die fleißigen Helfer:innen hinter den Kulissen, an alle Gäste und Aussteller:innen – und freuen uns aufs nächste Mal!
Alle Bilder: © Burke Akademie