Man sollte meinen, dass die Themen Weihnachten und Neujahrsgrüße ausgereizt wären. Ernsthaft, wie oft kann man Weihnachtsmänner, Tannenbäume und Schneeflocken schon variieren oder sich zum Jahreswechseln etwas wirklich Neues einfallen lassen? Nun, erstaunlich oft. In unserer Redaktion landen zum Jahresende immer wieder viele wunderbare Grußkarten und wir sind stets aufs Neue überrascht, mit welch tollen Ideen und Umsetzungen wir bedacht werden. Hier möchten wir Ihnen eine Art »Best of« der Designkarten, die wir zu Weihnachten und Neujahr erhalten haben, vorstellen.
Wie kann man das Thema Weihnachtskarte variieren? Nun, zum Beispiel indem man keine Karte entwirft, sondern ein Plakat, das schön genug ist, um es an die Wand zu hängen, das man aber zugleich auch praktischerweise als Geschenkpapier verwenden kann. Schön und nachhaltig – vorgemacht hat es das Team von effektiv Druck.
Weihnachten ist auch die Zeit, in der man zusammenrückt, vielleicht besonders in Pandemiezeiten. Das Büro gestaltig hat das mit seiner Weihnachtskarte sehr schön illustriert, indem nicht nur ein sich verjüngendes Leporello geschaffen wurde, sondern auch Weihnachtsbräuche aus verschiedenen Erdteilen vorgestellt werden. Visuell wird alles eingefasst von einer Kosmos-Illustration, die sagt: Wir sind alle verschieden und doch Teil eines gemeinsamen Ganzen.
Das Büro j-x-albrecht nutzt das berühmte Duftbäumchen als Sinnbild und ziert es mit dem Spruch: »Agenda 2022. Machen riecht wie Wollen, nur krasser.« Auch wenn die Karte selbst nicht riecht, dieses »Machen-Bäumchen« kann man sich guten Gewissens an den Rückspiegel hängen.
Und wer sagt, dass Grüße eigentlich immer in Kartenform verschickt werden müssen? Pascal Kress von The Floor Show hat einfach ein Post-it-Blöckchen mit handgeschriebenen Grüßen versehen und seine Visitenkarte dazwischen gesteckt. Das ist doch Schummeln, werden vielleicht einige von Ihnen jetzt denken. Nein, das ist clever, weil erstens überraschend und zweitens praktisch.
Natürlich ist Partizipation auch immer eine gute Idee. Das Studio Bob aus London lässt sich seit Jahren die verrücktesten Dinge zu Weihnachten einfallen und man merkt, die Kreativen hatten mindestens ebenso viel Spaß beim Entwickeln der Idee, wie man selbst beim Auspacken der Karte. Dieses Mal geht es darum, einen Pompon selbst zu machen, Wolle und Anleitung haben die Designer passender Weise gleich mitgeliefert. Schön, wenn sich die Idee dann auch gleich noch wie beim »Bob Bobble« in einen lustigen Namen ummünzen lässt. So großartig die Ideen von Bob sind, einfach umzusetzen sind sie nicht, was haben wir uns in der Redaktion schon verkünstelt, gefriemelt und geflucht. Aber die tollen Konzepte versöhnen immer wieder und wenn man sich mit einem Weihnachtsgruß stundenlang beschäftigt, dann haben die Gestalter offensichtlich etwas richtig gemacht.
Tolle Produktionen beeindrucken natürlich auch immer wieder, so zum Beispiel die Karte von artbastard, die aus verpressten Holzfasern besteht, lasergraviert ist und Anhänger enthält, die man herausdrücken und an den Christbaum hängen kann. Sehr grafisch und clean und doch zum Thema passend. Ein schmuckes Fest wünschen die Gestalterinnen aus Konstanz sehr treffend.
Der Weihnachtsmann und Marketing-Experten wissen, was zieht: Geschenke, Geschenke und nochmal Geschenke. Wenn man nicht nur eine Karte bekommt, sondern auch noch ein Paar lustige Socken, dann kann man gar nicht anders, als sich zu freuen. Und was lässt sich nicht alles auf Füße und Socken dichten: Neues Jahr, zieh dich warm an. Auf ins Abenteuer, aber warm und trocken und nicht vergessen, auch mal die Füße hoch legen. Weihnachts-Mailings, die Geschichten erzählen, sind nicht nur spannender, sie bleiben auch im Gedächtnis. Ein schönes Beispiel von der Designagentur KD1.
Grüße von lieben Menschen sind natürlich immer ein Highlight, egal ob die Karten selbstgestaltet oder gekauft sind. Wenn unsere Ex-Praktikanten an uns denken, freuen wir uns besonders.
Weihnachtskarten kann man auch gut nutzen, um auf die eigene Arbeit aufmerksam zu machen. Format Design beschäftigt sich beispielsweise mit Künstlicher Intelligenz im Design und hat neben einer Karte auch einen Kalender gestaltet, der diese Erkundungen illustriert.
Die Designer von Joseph & Sebastian verstehen sich nicht nur auf Design, sondern auch auf Illustration und kreieren jedes Jahr ein neues, schönes Motiv. Durch den Risografie-Druck bekommt die kleine Karte noch mehr Charme.
Und noch einmal Bob, allerdings aus Deutschland. Das Designstudio B.O.B. baut sein Netzwerk und seine Standorte aus und nutzt eine Grußkarte, um nicht nur das neue Jahr einzuleiten, sondern auch, um das neue Team aufmerksam zu machen. Tolles Motiv, Letterpress, umgewöhnliche Form und sympathisches Motiv, da sieht man doch gleich, hier versteht jemand was von Print und Design.
Und wenn das neue Jahr ansteht, dann werden die Horoskope studiert, ob man daran glaubt oder nicht. Stober Medien, Printmedia Solutions und gggrafik wünschen einen prachtvollen Start ins Jahr des Tigers. Toll gedruckt und veredelt, so etwas macht immer Freude. Bei etcorporate nimmt man die Zukunft lieber selbst in die Hand und lädt zum guten alten Bleigießen ein (ohne giftiges Blei versteht sich). Mit Hilfe des Orakels lassen sich die gegossenen Figuren deuten. Ist es eine Socke, ein Komet oder doch eher ein ausgespuckter Kaugummi? Egal das schöne Design und die feine Prägung zeigen schon, das neue Jahr wird sehr ästhetisch.
Bei Opatz & Opatz setzt man auf Minimalismus und die Sonderfarbe Silber, ob man Bäume sieht oder verschneite Bergspitzen, das sei jedem selbst überlassen. Zweifel ist ein Büro für kritisches Gestalten und lädt mit einem Rundbrief ein, zu zweifeln, Fragen zu stellen und dem Quatsch Raum zu geben. Zweifellos seltsam, aber irgendwie auch anregend.
Lorenz Boegli nennt sich Siebdrucker, aber eigentlich hat er sich mit seiner Kunst schon längst meilenweit vom eigentlichen Siebdruck entfernt. Er druckt nämlich nicht mehr mit Farben, sondern mit Licht. Man muss seine Karten in Händen halten, um wirklich ermessen zu können, wie die Pigmente das Licht einfangen und reflektieren. Das ist wirklich ganz große Druckkunst und man fühlt sich geehrt, eine solche Karte geschickt zu bekommen.
Und immer wenn man denkt, man hat schon die schönsten Karten und Geschenke bekommen und gesehen, bringt der Briefträger noch ein Highlight. In einer wunderschön gefertigten Verpackung mit edler dunkelgrüner Folienprägung und versehen mit einer blindgeprägten Grußkarte, strahlten uns die Weihnachtsgrüße vom Planeten vista entgegen. Handgefertigte Pralinen in Planetenform, eine schöner als die andere, Kunstwerke, die man niemals essen möchte, so schön sehen sie aus. So kann man es natürlich auch machen, einen Gruß schicken, der schlichtweg sprachlos macht.