Wer eine Designausbildung hinter sich hat, ist mit Begriffen, wie gestalterische Parameter, Gestaltungsregeln, Werkzeugen oder Richtlinien sicherlich in Berührung gekommen. Visuelle Designprinzipien gibt es viele und sie bilden die Grundlage guter Gestaltung, jedoch fehlt es an einer einheitlichen Definition und festen Begrifflichkeiten. Diese Situation ist nicht automatisch schlecht, da sie einen individuellen und freien Umgang mit Designprinzipien ermöglicht. Trotzdem zeigt sich die Krux, wenn es zum Austausch unter Gestalter:innen kommt. Besonders in einer Branche, die dem stetigen gesellschaftlichen Wandel unterliegt und sich fortlaufend mitverändert.
Dieses Thema beleuchtete Julia Pawlik von der FH Münster in ihrer Masterarbeit »Mesh«. Dafür setzte sie sich mit 12 selbstständigen Designer:innen und ihrem individuellen Umgang mit Designprinzipien auseinander. Dabei entstanden ist sowohl ein zusammenfassendes Buch der Interviewreihe als auch Konzeption und Branding für ein Symposium.
Text: Paula Schneewind
Gestaltung und Gesellschaft waren schon immer untrennbar. Und gerade in einer Zeit, in der alles eine unendliche Geschwindigkeit aufnimmt, unterliegen sowohl Gesellschaft als auch die Designwelt ständigen Veränderungen. Auch der Anspruch an gutes Design und was gutes Design überhaupt bedeutet, wandelt sich. Julia Pawlik untersuchte in ihrer Masterarbeit, wie sich das auf den Umgang mit Designprinzipien auswirkt und mit welchen Herausforderungen die aktuelle Designwelt konfrontiert wird. Dabei werden auch Fragen in den Raum geworfen, wie diese in der Zukunft aussehen sollten und wie sie diskriminierenden Strukturen in unserer Gesellschaft entgegenwirken können.
Zu diesem Thema fasste Julia Pawlik 12 verschiedene Perspektiven in einem sorgfältig gestalteten Buch zusammen. Hierbei werden 12 unabhängige Designer:innen und Kollektive mit ihren Arbeiten vorgestellt und interviewt. Die gewählten Interviewpartner:innen setzen sich in ihren Arbeiten kritisch und reflektiert mit ihrer Rolle als Designer:in auseinander und möchten diskriminierende Strukturen adressieren. Die Interviews sind teilweise typografisch inszeniert und arbeiten die wichtigsten Erkenntnisse innerhalb der Gespräche heraus. Trotzdem ist das Layout in sich clean und lenkt nicht vom Inhalt ab, sondern schafft einen einladenden Rahmen sich auf die Tiefgründigkeit der Interviews einzulassen. Auch Farben und Formen werden reduziert eingesetzt und dienen lediglich als visuelle Orientierung innerhalb des Buches. Insgesamt zeigt sich der Titel »Mesh« (dt. Netz, Masche, Sieb) in der luftigen und vielschichtigen visuellen Sprache der Arbeit und macht das Buch zu einer einladenden Leseerfahrung.
Julia Pawliks Masterarbeit umfasst neben dem Buch eine Konzeption für ein Symposion, das die interviewten Designer:innen als Sprecher einlädt. Dazu gestaltete die Masterstudentin Poster und Programmbroschüre, die sich in dasselbe Branding professionell einpassen.
Durch das Zusammentragen verschiedener Perspektiven auf visuelle Designprinzipien und aktuelle Herausforderungen unserer Gesellschaft, sollen diese vorgestellt und nähergebracht werden. Das Projekt wirkt damit dem fehlendem Austausch unter Designer:innen entgegen und gibt Hilfestellung bei der eigenen Positionierung junger Gestalter:innen.
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