Das legendäre ICC-Messegebäude öffnet am 11. und 12. September 2025 anlässlich des Tag des offenen Denkmals für ein besonderes Konferenzformat seine Türen: FORM / FUTURE ist weniger Veranstaltung, mehr Experiment – ein radialer Versuch, Design nicht als schmückendes Beiwerk, sondern als gesellschaftlichen Transformationsmotor zu begreifen.

Design als Mindset, nicht als Disziplin
»Wir sehen Design nicht als Disziplin, sondern als Mindset«, erklärt Kurator Dara Sepehri, der mit seiner Agentur 3STN. das Organisationsteam stellt. Dieser Perspektivwechsel entpuppt sich auch als programmatisches Statement: Während andere Konferenzen Portfolio-Shows abhalten, stellt FORM / FUTURE relevante Systemfragen: Wie navigieren wir Unsicherheit? Wie schaffen wir mehr verbindende als trennende Elemente in einer Zeit multipler Krisen und Katastrophen? Wie öffnen wir neue Möglichkeitsräume – für Hoffnung, Mut, Tatendrang und Freude am Gestalten?
Die Speaker:innen-Liste liest sich wie ein Who’s Who der Design-Vordenker: etwa Phil Gilbert, ehemaliger Design-Chef bei IBM und Pionier des Design Thinking, oder Friedrich von Borries, der Grenzgänger zwischen Design, Kunst und Gesellschaftskritik, den Leser:innen vielleicht noch aus unserer zweiten Ausgabe kennen; »Gestaltung ist politisch, weil Politik die Verhandlung darüber ist, wie wir unser Miteinander gestalten, und dieses Miteinander wird bestimmt durch die – im klassischen Sinne politischen – gesetzlichen Rahmensetzungen, aber eben auch durch Wohnungsgrundrisse, Smartphones und Kommunikationsinterfaces, also die Ergebnisse von Gestaltungsprozessen, die viele Menschen erstmal nicht als politisch ansehen«, sagte er uns schon 2021 im Interview. Frederike Kintscher-Schmidt, Präsidentin des VDID, oder Simone Kapeller von Ravensburger die das Spielen in Relation zur Zukunft der Kreativwirtschaft setzt.
Zirkuläres Design trifft auf Disaster Design
Die Themenpalette ist demnach bewusst extrem vielfältig: Circular Design steht neben »Design & Disaster«, Transformationsprozesse in der Industrie treffen auf öffentliche Infrastruktur, KI-unterstütztes Design auf Stadtentwicklung – Design möchte man überall dort denken, wo es gesellschaftlich relevant wird.
»Wir bringen Stimmen auf die Bühne, die Optimisten im Herzen sind, angetrieben von Neugier und Change-Maker durch radikales Denken«, so die Veranstalter, schließlich halte man sich zu oft in der Designbranche damit auf, über Trends zu diskutieren während es eigentlich längst um einen Systemwandel gehen sollte.
Vier Bühnen, vier Perspektiven
Und der Ort könnte hierfür passender nicht sein: das ICC Berlin, dieses brutalistische Raumschiff aus den 70ern, wird zum Labor für die Zukunft. Erstmal wird in der Geschichte des Hauses hier eine Konferenz stattfinden und das ICC zur begehbaren Metapher. Vier verschiedene Bühnen schaffen vier verschiedene Diskursräume: Die imposante Conference Stage in Saal 2 für die großen Keynotes. Die »Raumschiffbrücke« in Saal 6 – ein konzentrierter, kreisrunder Raum für intensive Diskurse. Die interaktive Foyer Stage mitten im Networking-Bereich. Und schließlich verschiedene Spots im gesamten Gebäude für Masterclasses und Workshops.
Diese räumliche Dramaturgie ist mehr als Eventarchitektur – sie ist angewandte Designphilosophie. Jeder Raum erzählt eine andere Geschichte darüber, wie Design wirkt: vom großen Narrativ bis zur intimen Arbeitsatmosphäre.
Mehr als Networking: Dialog statt Werbefläche
FORM/FUTURE positioniert sich explizit als »Dialogue, not ad space«. Keine Portfolio-Präsentationen, keine Produktshows, sondern Skill-Sharing und Strategiediskussion. Die Teilnehmer sollen nicht konsumieren, sondern co-kreieren. Masterclasses von Circular Design bis zu »Design Futures« und »Transformation Storytelling« sorgen für konkrete Handlungskompetenzen.
Besonders interessant: Die Konferenz ist Teil des 49h ICC Projekts, einer Initiative von visitBerlin im Rahmen von Berlins Status als UNESCO City of Design. Das ICC wird zum temporären Creative Hub – ein Experiment in Zwischennutzung und kultureller Transformation. Das Internationale Congress Centrum, 1979 eröffnet und lange Zeit größtes Konferenzzentrum der Welt, ist selbst ein Designstatement: radikal, polarisierend, zukunftsweisend. Heute steht es für eine Zeit, in der man noch an die transformative Kraft der Architektur glaubte. Genau diese Haltung braucht die Designszene wieder: den Mut zur großen Geste, zur gesellschaftlichen Relevanz.
Die Organisatoren verstehen das ICC nicht nur als Venue, sondern als Teil der Story. Installationen, Pop-ups, Performances und kuratierte Räume verwandeln das Kongresszentrum in eine Bühne. Hospitality, Retail, Health, Mobility: »Experience tomorrow’s spaces, today.«

Ein Festival der Transformation
FORM/FUTURE ist weniger Konferenz, mehr Festival – ein zwei Tage andauerndes Experiment in angewandter Designphilosophie. Zwischen Keynotes und Masterclasses, zwischen Networking und Skill-Sharing entsteht ein temporärer Raum des Möglichen. Hier treffen Entscheider auf Kreative, Strategen auf Visionäre, Theorie auf Praxis.
Die Preisstruktur ist bezeichnend demokratisch: Standard-Tickets für 199 Euro, Studententickets für nur 45 Euro. Auch das ist ein Statement: Design-Diskurs darf kein Elitenprojekt sein.
Tickets und weitere Informationen hier
Das Wichtigste in Kürze:
- Was: FORM/FUTURE Design Conference
- Wann: 11.–12. September 2025
- Wo: ICC Berlin
- Tickets: Ab 199 Euro (Studenten: 45 Euro)
- Besonderheit: Teil des 49h ICC Projekts, UNESCO City of Design Initiative
- Speaker: 50+ Sprecher aus Design, Business, Wissenschaft und Politik
