In dem perfekten Designprozess ist alles kalkuliert, jede Wahrscheinlichkeit berechnet und für jedes Problem eine Lösung vorgesehen – oder? Manchmal sorgt die Versteifung auf eine bestimmte, gelernte Herangehensweise leider auch dafür, dass man der eigenen Kreativität die Scheuklappen aufsetzt. Mit dem Kurs »Experimentelle Gestaltung« wollte Sabine Cole ihre Student:innen bewusst von diesem starren Vorgehen abbringen, und ließ bei der Entwicklung eines Magazins namens »GayBossyGott« alles den Zufall entscheiden.
Anstatt jede Idee zu Ende zu denken, umzustrukturieren und ihr einen finalen, effizienten Look zu verpassen, haben die 25 Student:innen in Sabine Coles Kurs ein Random-Content-Projekt auf die Beine gestellt, mit dem Leitsatz: alles darf komplett sinnlos sein. Dementsprechend strotzt das Ergebnis vor ungewöhnlichen, kreativen Einfällen, wie man den Zufall visuell sein Spiel spielen lassen kann. Vom Würfeln der Farben, über das Texten mit der chaotischen Autokorrektur-Funktion und mit Glitzer bestreuten Schneckenspuren ist alles dabei, und es lässt sich deutlich erkennen, dass sich die Student:innen an der Fakultät Gestaltung der Hildesheimer Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) keine Grenzen setzten.
So ergab sich auch der Titel »GayBossyGott« schließlich ohne Nachzudenken aus eine Reihe Buchstabenkekse. Mit einer Übergröße von 70 x 100 cm auf einem zufällig ausgesuchten Papier wird das gedruckte Ergebnis auf der diesjährigen Winter Werkschau der HAWK ausgestellt. Inszeniert ist es dort als Installation zusammen mit Lichtprojektionen, wobei auch hier, natürlich, der Zufall seine Finger im Spiel hat. Denn welche Seite zu welchem Lichtspiel aufgeschlagen liegt, folgt keinem Prinzip, sondern hängt von den zufällig vielen blätternden Händen der Gäste ab.
Wer es leider nicht zur Ausstellung geschafft hat, kann trotzdem ein Einblick in das Werk bekommen: Die Website zu dem Projekt zeigt die Ergebnisse zum durchscrollen, und ist für jeden, der inspiriert, oder einfach nur ein bisschen zum Schmunzeln gebracht werden möchte, definitiv einen Besuch wert.
Text: Johanna Schmees
Hier gehts zur Website des Magazins
Apropos HAWK, wir schrieben kürzlich über ein großartiges Architekturbuch namens »Sichtbar – Frauen in der Architektur«, das ebenfalls in einem Kurs an der Hochschule entstand, mehr dazu hier.