Die Preisverleihung der Stiftung Buchkunst 2024 war ein Abend, neben den erklärten Print-Liebhaber:innen besonders diejenigen begeisterte, die das Buch als Kunstobjekt schätzen. Das prachtvolle Ambiente des Museums Angewandte Kunst in Frankfurt am Main bildete den perfekten Rahmen für die Ehrung des außergewöhnlichen Buches »Holy Smoke: Censers Across Cultures«. Dieses von Kaj Lehmann gestaltete Werk, erschienen im Münchner Hirmer Verlag, erhielt den mit 10.000 Euro dotierten »Preis der Stiftung Buchkunst« für die kunstvolle Weise, wie es als Unikat konzipiert ist.
Ein Werk der Unvernunft
Bereits der erste Blick auf »Holy Smoke« lässt ahnen, dass es sich hier um ein besonderes Werk handelt: Verpackt in Kohlepapier und umhüllt von einer leuchtorangefarbenen Banderole, wird das Buch schon beim Auspacken zu einem Erlebnis. Doch Vorsicht: Wer die Verpackung entfernt, wird selbst Teil dieses Kunstwerks, denn die schwarze Kohle färbt auf die Finger ab und hinterlässt Spuren auf dem grauen Einband. Ein Buch, das sich nicht nur durch seinen Inhalt, sondern auch durch seine Haptik und die Interaktion mit den Leser:innen auszeichnet – ein wahres Unikat, das in den Händen seiner Besitzer:innen erst richtig zum Leben erwacht.
Das Thema des Buches – kultischer Rauch und die Gefäße, in denen er zubereitet wird – führt auf eine faszinierende Reise durch verschiedene Religionen und Epochen. Der Jury war klar: »Holy Smoke« ist ein Fest für die Sinne und ein mutiges Meisterwerk, das in jedem Bücherregal auffällt. »Dieses Buch hätte Ludwig XV. auf seinem berühmten Sekretär im Schloss Versailles platzieren können«, schwärmte Jurymitglied Markus Klose in seiner Laudatio. Ein Buch, das nicht nur gelesen, sondern auch erlebt werden will – ein Werk der Unvernunft, wie es selten ist.
Gedruckt wurde das ausgezeichnete Werk von der Druckerei Vogl, für die Bindung war Buchbinderei Terbeck verantwortlich, und für die Konfektionierung CP Chronos Papertime.
Der Förderpreis für junge Buchgestaltung
Doch »Holy Smoke« war nicht das einzige Highlight des Abends: Die Stiftung Buchkunst nutzte den feierlichen Rahmen auch, um die Preisträger:innen des »Förderpreises für junge Buchgestaltung« zu würdigen. Drei Projekte, die das Medium Buch auf innovative Weise weiterdenken, wurden mit je 2.000 Euro ausgezeichnet: Anja Dietmann mit Jonas Beuchert für »Umsatzübersicht«, Elfi Handina Murandu für »A Book about Hair« und Johanna Behrens für »Wölfinnen«. Diese jungen Gestalterinnen beweisen, dass die Zukunft des Buches alles andere als eintönig ist und dass es nach wie vor mutige und kreative Köpfe braucht, um neue Wege in der Buchproduktion zu beschreiten.
Zum Katalog von Neue Gestaltung
Als krönender Abschluss des Abends wurde der neue Katalog der »Schönsten Deutschen Bücher 2024« vorgestellt, der von dem Berliner Team Neue Gestaltung entworfen wurde. Der Katalog ist nicht nur eine Übersicht der prämierten Werke, sondern auch ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was gute Buchgestaltung leisten kann. Wer sich für diesen Katalog interessiert, kann ihn bereits in seiner Lieblingsbuchhandlung vorbestellen.
Das Buch lebt – und wie!
Die ausgezeichneten Bücher gehen nun auf eine große Wanderausstellung und werden an verschiedenen Orten im In- und Ausland zu sehen sein. Ein absolutes Muss für alle, die sich für die Kunst des Buches begeistern können!
Die Stiftung Buchkunst setzt mit ihren Wettbewerben und den prämierten Büchern wichtige Impulse in der Buchbranche. Denn in einer Zeit, in der oft über die Zukunft des gedruckten Buches spekuliert wird, zeigt sie: Das Buch lebt – und wie! Es ist nicht nur Träger von Informationen, sondern auch ein sinnliches Erlebnis, das durch Qualität und Kreativität besticht. Wer einmal eines dieser außergewöhnlichen Bücher in den Händen gehalten hat, wird verstehen, warum das gedruckte Buch noch lange nicht ausgedient hat.
Mehr zur Arbeit der Stiftung Buchkunst
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Mehr Details zum Förderpreis für junge Buchgestaltung
Carolin Blöink von der Stiftung Buchkunst wird auch auf der Creative Paper Conference 2024 sprechen, hier geht’s zum ganzen Programm