Was kann Design, was darf es und was sollte es leisten? Diese Sinn-Fragen stellten sich die Designerinnen und Designer von MüllerValentini schon eine Weile, dann erkrankte die Mutter der Agentur-Mitgründerin Tina Müller an Krebs. Die bedrückende Atmosphäre der Krankenhausräume während der Chemotherapie belastete nicht nur die Mutter, sondern auch die Tochter, doch als Designerin konnte sie etwas tun. Unter dem Namen »Rosi – Initiative Lebensraum« arbeitet Müller nun gemeinsam mit der Charité Berlin daran, die Chemo-Ambulanz menschenwürdiger zu gestalten und ruft auch andere auf, mitzuwirken.
Jedes Jahr erkranken viele Tausend Frauen an Krebs und unterziehen sich unter anderem an der Berliner Charité, mit ihrem gynäkologischen Tumorzentrum und dem Kompetenzzentrum für Eierstockkrebs, einer Krebstherapie. Oft verbringen die Frauen während der Therapie viele Stunden, oft sogar Wochen oder Monate in den nüchternen Räumen des Krankenhauses. Eine sowieso schon belastende Situation wird durch die unpersönliche und zweckmäßige Umgebung noch unangenehmer. Das erlebte auch Tina Müller als sie ihre Mutter zur Chemotherapie begleitete und so beschloss die Designerin, ihr Wissen und ihre Tatkraft einzubringen, um die Therapieräume in einen heilsamen und zugleich anregenden Ort zu verwandeln.
Die Unterstützung der Charité war schnell gewonnen, denn auch dem medizinischen Personal macht das klinisch-kalte Umfeld die Arbeit schwer. »Der Weg zur Heilung ist körperlich und emotional sehr belastend« sagt Jalid Sehouli, der Direktor der gynäkologischen Klinik. »Mit dem Umbau möchten wir ein harmonisches Behandlungsumfeld schaffen und den Genesungsprozess der Frauen erleichtern.«
Doch wie so oft hängt es meist nicht am guten Willen, sondern am Geld. Damit »Rosi – Initiative Lebensraum« auch Realität werden kann, holte Müller deshalb nicht nur Architekten zur Umgestaltung der Räume mit ins Boot, sondern auch PR-Experten. Nach vielen Netzwerk-Events, einer Crowdfunding-Kampagne und der Unterstützung durch die Charité, läuft derzeit eine berlinweite Werbekampagne, die auf die Initiative #fürRosi aufmerksam macht.
Es kann jede treffen: deine Mutter, deine Schwester, deine Freundin oder deine Tochter. Doch wenn viele Menschen mit anpacken, kann all diesen Frauen auch geholfen werden, die Zeit der Therapie als eine Zeit wahrzunehmen, in der man selbstwirksam positive Strategien und Perspektiven entwickeln kann. Und natürlich trifft Krebs nicht nur Frauen, sondern auch Väter, Freunde und Söhne, die Initiative #fürRosi versteht sich deshalb als Pilotprojekt, das als Blaupause für Chemo-Ambulanzen in ganz Deutschland dienen soll.
Ein beeindruckendes Projekt, das zeigt, was Design leisten kann und wie viel auch einzelne Menschen bewegen können, wenn sie Dinge ernsthaft anpacken.