Ja, man muss diese Art von Kunst schon mögen, die Muskelmänner, Fabelwesen und leicht bekleideten Schönheiten – dass sie viele Menschen mögen ist unbestritten. Eben erst erzielte ein Gemälde von Frank Frazetta bei einer Auktion fast 5,5 Millionen Dollar. Der Taschen Verlag hat dem ungewöhnlichen Künstler mit »The Fantastic Worlds of Frank Frazetta« nun ein Buch gewidmet.
Dian Hanson ist nicht nur langjährige Autorin des Taschen Verlags, sie ist auch die Frau für die etwas schrägen und schlüpfrigen Themen. In sechs Bänden widmete sie sich Männermagazinen sowie Brüsten und Penissen oder dem Illustrator und Schöpfer schwuler Ikonen Tom of Finland. Nun hat sie sich der Kunst Frank Frazettas angenommen und wie immer ist ein Buch entstanden, dass Fans mit viel Bildmaterial und Hintergrundwissen beeindruckt und alle anderen Seite für Seite in seinen Bann schlägt.
Frank Frazetta gilt als unangefochtener Meister der Fantasy-Kunst, aber er war auch ein sehr ungewöhnlicher Mensch. Er war Profi-Baseballer in der amerikanischen Liga, Kleinkrimineller und notorischer Verführer mit dem Aussehen eines Filmstars. Der Kunst widmete er sich nach eigenen Angaben nur dann, wenn es nichts besseres zu tun gab. Trotzdem begann er schon im Alter von 16 professionell Comics zu zeichnen und für EC Comics zu arbeiten. Er stellte Tarzan und Conan dar und griff dabei auf seinen eigenen Erfahrungsschatz aus Brooklyn zurück. In seinem Viertel kannte er Typen, die genau so waren, Muskelpakete und Machos.
Frazetta machte die realen Vorlagen noch bedrohlicher und Testosteron-gesteuerter. Seine Frauenfiguren waren ebenso körperbetont und sexualisiert. Elfengesichter kombinierte er mit feisten Schenkel, vollen Hintern und Brüsten – Frazetta zeigte alles, was die Zensur gerade noch so durchgehen lies. Dabei durften seine Körper gern lebensechte Bauchansätze, Dellen und Zellulitis zeigen – was vor dem Hintergrund heutiger Sehgewohnheiten seltsam verstört.
Frazetta war vulgär, ein Gauner und Streithals aus Brooklyn, aber er erlernte sein Handwerk auch von Michele Falanga, einem neo-klassizistischen italienischen Maler. Von Disney Cartoons schaute er sich seine Linienführung ab und schuf schließlich mit Conan und anderen Comics eine eigene Welt, die sexualisiert, kraftstrotzend und für ihre Zeit absolut ungewöhnlich war. In »The Fantastic Worlds of Frank Frazetta« kann man dem Künstler und seinen sehr speziellen Bildwelten nun nachspüren. Und man muss kein Fan von Muskelmännern, barbusigen Frauen und fruchteinflößenden Kreaturen sein, um diese Welten faszinierend zu finden.
The Fantastic Worlds of Frank Frazetta
Dian Hanson, Taschen Verlag
Hardcover, Leineneinband mit Schutzumschlag,
29 x 39,5 cm, 4,87 kg, 468 Seiten, € 150 | CHF 150
ISBN 978-3-8365-7921-6 (Deutsch, Englisch, Französisch)
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