Nicht nur die Schnapszahl bietet Grund zum Jubel: Auch die 44. Ausgabe des TDC Annual präsentiert eine Fülle typografischer Feinkost aus aller Welt. Ein Leckerbissen für Schriftgelehrte und Fans guter Gestaltung.
Text: Herbert Lechner
Bekanntlich trafen sich in den 1940er-Jahren New Yorker Agentur-Typografen nach Feierabend zum lockeren Gedankenaustausch und zur gegenseitigen Präsentation ihrer Arbeiten. Allmählich öffnete sich der elitäre Zirkel, 1960 wurde mit Beatrice Warde die erste Typografin aufgenommen, und seit 1980 werden herausragende Arbeiten im »TDC Annual« dokumentiert. Die – nicht immer unumstrittene – Auswahl gilt seither als wichtigster Gradmesser internationaler typografischer Qualität. Ob das Jahrbuch wirklich »The World’s Best Typography« versammelt, wie der Titel verspricht, sei dahingestellt, es bietet in jedem Fall eine einzigartige Mischung klassischer und experimenteller, oft überraschender bis irritierender Schriftlösungen, die das vielfältige Spektrum innovativer zeitgemäßer Typografie wiedergeben. Frühere Vorwürfe, dass die Juroren zu sehr amerikanische beziehungsweise westliche Einsendungen bevorzugen oder gar »rassistisch« wählen würden, dürften mit dieser Ausgabe hinfällig sein.
Auffällig ist auch der hohe Anteil von Auszeichnungen für weibliche Typografen, was durchaus der aktuellen Entwicklung entspricht. Nicht nur aus diesem Grund eine spannende Entdeckungsreise zu neuer Schrift und neuen Schriften.
Seit etlichen Jahren erscheint das TDC Annual übrigens im Mainzer Hermann Schmidt Verlag, was erfreulicherweise eine entsprechend hochwertige Umsetzung garantiert. Bei dieser Ausgabe kann man sich beispielsweise über einen fadengehefteten Festeinband mit Prägung freuen.
The World’s Best Typography. The 44. Annual of the Type Directors Club 2023
Verlag Hermann Schmidt
352 durchgehend illustrierte Seiten
ISBN 978-3-87439-967-8
69,- Euro
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