Unheimlich, surreal und ein bisschen absurd: so nehmen viele die Werke Kafkas wahr, die ihre Krallen tief in die Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts gegraben haben. Er beschreibt eine »ungeheure Welt«, die er im Kopf habe, und fragt sich: »Aber wie mich befreien und sie befreien, ohne zu zerreißen. Und tausendmal lieber zerreißen als sie in mir zurückhalten oder begraben.«
Wie das oben stehende Zitat zeugen auch viele seiner Texte von dem inneren Zerwürfnis und der Ruhelosigkeit, die bis heute viele Menschen auf einzigartige Weise anspricht und fasziniert. Die Villa Stuck in München hat sich anlässlich seines 100. Todestages mit der Ausstellung »Kafka: 1924« zur Aufgabe gemacht, sein Schaffen auf besondere Art erfahrbar macht.
Dabei muss man kein großer Kafka-Fan sein, um zu verstehen, worum es geht. Begleitet werden Besucher:innen von Auszügen aus dem Comic-Klassiker »Kafka for Beginners« von Robert Crumb und David Zane Mairowitz, die, auf deutsch und englisch, sehr zugänglich in die Literatur einführen und somit einen niedrigschwelligen Einstieg ermöglichen. Nacheinander greift die Ausstellung die Inhalte schließlich multimedial auf. Künstler wie Andreas Gursky, Alfred Kubin, Ida Applebroog und viele mehr beziehen mit facettenreichen künstlerischen Auseinandersetzungen Position zu Kafkas weltweit bekannten Werken, die jeden auf individuelle Weise zum Nachdenken anregen.
Von Malereien über komplexe Maschinen-Konstrukte bis hin zu interaktiven Installationen ist hier alles vertreten, was vermag, die Besucher:innen durch Kafkas abstrakte, düstere und groteske innere Welt zu führen. Dabei wird mühelos bewiesen: Es handelt sich keinesfalls nur um eine Erinnerung an ein anderes Jahrhundert, denn die bestechende Aktualität der behandelten Themen lädt zu neuen Interpretationen und Blickwinkeln ein. Dies macht die Ausstellung nicht nur für Literaturinteressierte sehenswert.
Weitere Infos zu der Ausstellung finden Sie auf der Website der Villa Stuck.
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Text: Johanna Schmees
Header Bild: David Claerbout, Shadow Piece, 2005, Courtesy the artist and galleries Rüdiger Schöttle, and Esther Schipper © VG Bild-Kunst, Bonn 2023