Rund 300 Kreative, Druckexpert:innen und Entscheider:innen aus Unternehmen und Agenturen folgten unserer Einladung zur Druck und Design Konferenz 2025, um gemeinsam zentrale Fragen zu erkunden: Welche Rolle spielt Print in einer Welt, in der Algorithmen Inhalte generieren und KI Marken mitgestaltet? Und wie kann Print als Medium Vertrauen schaffen wenn es zunehmend zur umkämpften Ressource wird? Die Antwort, die sich durch den gesamten Tag zog, war eindeutig: Print stiftet Vertrauen – gerade weil es greifbar, substanziell und authentisch ist. Genau diese Qualitäten machen gedruckte Medien in einer zunehmend digitalen, KI-gesteuerten Welt relevanter denn je.
Alle Fotos: © Burke Akademie



Ein Format, das inspiriert und vernetzt
Das Besondere am Konzept unserers Konferenzformats: nicht nur informieren, sondern echten Austausch ermöglichen. Nach der Begrüßung durch Christian Meier, Grafikmagazin-Geschäftsführer, sowie Holger Busch, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Druck und Medien Bayern, bot die Mischung aus Keynotes am Vormittag und interaktiven Work-Panels am Nachmittag den Teilnehmenden die Möglichkeit, zunächst große Perspektiven kennenzulernen und diese dann in kleineren Gruppen zu vertiefen – im direkten Gespräch mit führenden Köpfen der Branche. Die Location – Die Macherei München mit ihrem kreativen, inspirierenden Ambiente – erwies sich wieder als perfekte Kulisse für einen Tag voller Begegnungen auf Augenhöhe.



Keynotes: Vier Perspektiven auf Print und Vertrauen
Philipp Brune: Identität als größte Superpower
Den Auftakt machte Philipp Brune, CEO der renommierten Branding- und Designagentur Strichpunkt, mit seiner Keynote über Markenidentität im KI-Zeitalter. Seine zentrale These: »Identität ist die größte Superpower eines Unternehmens – und Print ein Medium, das sie sichtbar und spürbar macht.« Brune plädierte dafür, Transformation als Gestaltungsaufgabe zu verstehen. Mit Beispielen aus seiner Arbeit für Audi, Deutsche Bahn, Bucherer und Vorwerk zeigte er eindrücklich, wie Marken in Zeiten künstlicher Intelligenz Glaubwürdigkeit durch analoge Erlebnisse festigen können. Dabei sensibilisierte er die Gäste für zwei entscheidende Fragen: Was sich in Zukunft ändern wird (und was eher nicht). Denn gerade die zweite Frage wird laut Brune oftmals nicht in die strategischen Überlegungen miteinbezogen. Seine Botschaft: Im KI-Zeitalter gewinnen authentische, menschlich gestaltete Markenbegegnungen an Bedeutung, statt sie zu verlieren.

Magnus Gebauer: Print als Antwort auf die Echtzeitkultur
Magnus Gebauer, Teamlead im MedienNetzwerk Bayern, beleuchtete als erfahrener Trendforscher die gesellschaftlichen Entwicklungen im Umgang mit künstlicher Intelligenz und Informationsflut. Laut Gebauer ein großer Vorteil für Print: »Menschen suchen nach Regeneration, Orientierung und vor allem nach Vertrauen. Genau das bietet Print, wenn es Haltung zeigt und eine hohe redaktionelle Qualität aufweist.« Während sich die digitale Kommunikation immer mehr beschleunigt, wächst paradoxerweise das Bedürfnis nach Entschleunigung und Beständigkeit. Print erfüllt genau dieses Bedürfnis und schafft Momente der Konzentration – eine Qualität, die in der Echtzeitkultur des Digitalen zunehmend fehlt und damit umso wertvoller wird.

Sabine Cole: Gestaltung als demokratischer Akt
Prof. Sabine Cole von der HAWK Gestaltung Hildesheim zeigte in ihrem Vortrag, wie Gestaltung als demokratischer Akt wirken kann. Am Beispiel ihres Projekts »Der Koalitionsvertrag als Magazin«, das sie mit Verleger Oliver Wurm und einer Gruppe Studierenden in Rekordzeit umsetze, machte sie deutlich, dass Gestaltung komplexe politische Inhalte transparent vermittelbar und greifbar machen kann. Den Koalitionsvertrag als hochwertiges Printprodukt an den Kiosk zu bringen, ist für Cole ein Ausdruck des Respekts vor demokratischer Arbeit – aber vor allem eine Brücke zwischen Politik und Bürger:innen. »Vertrauen funktioniert nur, wenn es gegenseitig gelebt wird«, fasste Cole zusammen. Ihre Botschaft an die Designer:innen von morgen: Sie gestalten die Zukunft im wahrsten Sinne des Wortes mit und können durch ihre Arbeit demokratische Werte und das Vertrauen in den Rechtsstaat stärken.

Maren Martschenko: Klein, stark, konzentriert
In einer Abschluss-Keynote machte sich die Markenberaterin Maren Martschenko, die für Dirk von Gehlen eingesprungen war, dafür stark, Marken bewusst zu begrenzen, auch in Sachen Gestaltung – getreu dem Motto: »Eine Marke sollte sein wie ein Espresso: Klein, stark und konzentriert – aufs Wesentliche und Wirksame.« Sie zeigte auf, dass Design vielfältige Aufgaben erfüllt, die weit über die eigentliche Gestaltung hinausgehen und tief in den Strategieprozess einer Marke hineinreichen. Ihre Keynote rundete den Vormittag mit einem klaren Plädoyer für Fokussierung und Mut zur Reduktion ab – Qualitäten, die gerade im Print ihre Stärke ausspielen können.

Work-Panels: Inspiration trifft Praxis
Das Herzstück der Nachmittagssession bildeten die Work-Panels, in denen die Teilnehmenden in kleineren Gruppen direkt mit Expert:innen ins Gespräch kamen.
Marco Bölling, Geschäftsführer der Bölling GmbH & Co KG, stellte provokant die Frage: Ist Goethes Erkenntnis »Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen« noch zeitgemäß? Seine Antwort, unterfüttert mit Einblicken in die Arbeit seiner auf feine Papiere und klassische Druck- und Veredelungstechniken spezialisierten Druckerei: Ja – gerade heute! »Print schafft Vertrauen – gerade, weil es beständig ist«, so Bölling. Die Unveränderlichkeit gedruckter Information, ihre physische Präsenz, schafft eine Dimension von Vertrauen, die digital nicht zu ersetzen ist. Nicht umsonst florieren Manufakturen und Handdruckereien.
»Gegen die Beliebigkeit – wie Marken spürbar werden« lautete der Titel des gemeinsamen Panels von Kerstin Denzler (Geschäftsführerin effektiv Druck+Veredelung) und Lars Schrodberger (Creative Director, Tabula Rasa Hamburg). Die beiden zeigten an konkreten Beispielen, wie strategische Markenentwicklung und hochwertige Produktion zu spürbarem Vertrauen verschmelzen. Ihre Formel: Strategische Markenentwicklung + Hochwertige Produktion = Vertrauen zum Anfassen. Die Überzeugung der beiden: Design schafft den Raum für Vertrauen, hochwertige Produktion macht Markenbotschaften erlebbar. Das Panel war ein eindringliches Plädoyer für bewusste Partnerschaften zwischen Agenturen und Druckereien – und dafür, dass Vertrauen entsteht, wenn Kreativität auf handwerkliche Präzision trifft. In einer übersättigten Medienwelt führt der einfachste Weg zur Unsichtbarkeit – die beiden zeigten, wie Marken entstehen, die nicht nur gesehen, sondern gefühlt werden.


»Was Print kann, können wir schon lange! – Was die Designbranche im Kontext von KI, von der Druckbranche lernen kann«, lautete die These von Thorsten Kinnen, Business Development Manager Commercial Printing bei Konica Minolta und Initiator von WE.LOVE.PRINT. Er rückte die Parallelen zwischen Design und Druckindustrie in den Fokus, gerade auch in Bezug auf die Herausforderungen im KI-Zeitalter. Seine Botschaft: Die Druckbranche hat bereits mehrere technologische Umbrüche gemeistert und dabei gelernt, dass Automatisierung und Handwerk keine Gegensätze sind, sondern sich ergänzen. „Die Designbranche kann vom Druck lernen, wie man Vertrauen materialisiert“, machte Kinnen deutlich und verwies auf die vielfältigen Projekte der Brancheninitiative WE.LOVE.PRINT.
Der vielfach ausgezeichnete Designer und Creative Director Denis Widmann führte die Teilnehmenden in die Welt taktiler Erlebnisse ein. Mit seiner über 16-jährigen Erfahrung in Markenentwicklung und Markenkommunikation sowie seiner Arbeit für Kunden wie Adobe und Campari demonstrierte er, wie seine Philosophie zu Marken führt, die nicht nur gesehen, sondern gefühlt werden. Seine Arbeit verbindet deutsche Präzision mit britischer Kreativität – Konzept und Handwerk, Digitales und Physisches. Mit tiefem Fachwissen in den Bereichen Print, Materialität und hausinterner Prototypenentwicklung sorgt Widmann dafür, dass jede Idee Substanz hat – und Bestand.
Petra Wöhrmann, Diplom-Kommunikationsdesignerin, Künstlerin und Kalligrafin sowie ehemalige 1. Vorsitzende der Typographischen Gesellschaft München, entführte die Teilnehmenden in die Welt der Kalligraphie und des Lettering. Nach vielen Jahren als Artdirektorin im Corporate Design jongliert sie heute mit Buchstaben – digital, aber besonders gerne analog in ihrem Münchner Atelier. Ihre Arbeit, besonders im Luxusmarken- und Fashion-Bereich, zeigt, wie analoge Schriftgestaltung als bewusster Gegenpol zur digitalen Uniformität wirken kann: »Ich habe mir hier eine wunderbare Nische gefunden«, erzählt sie von ihrer beeindruckenden Reise, die viel von kreativer Intuition und persönlichem Wachstum geprägt war. Ihr Panel inspirierte die Teilnehmenden, neu über die Potenziale handgeschriebener Elemente in der Markenkommunikation nachzudenken – und sich einen eigenen Platz zu schaffen, in dem sich ungeahnte Potenziale verwirklichen lassen.



Ausstellung & Begegnung: Papierinnovationen zum Anfassen
Begleitend zum Konferenzprogramm präsentierten sich zahlreiche Aussteller mit Papierinnovationen, Druckveredelungen und kreativen Printprojekten im Ausstellungsbereich der Macherei. Als Premiumpartner waren Carl Berberich GmbH, Gmund Papier, LEONHARD KURZ und OVOL Papier Deutschland GmbH vertreten.
Als Aussteller zeigten sich Antalis, Arctic Paper, Butz & Bürker, Fedrigoni Special Papers, Forum Druckveredelung, Fujifilm, F&W Druck & Mediencenter, IGEPA, KONICA MINOLTA, Lenzing Papier GmbH, multi-druck, RUDOLPH DRUCK, THE PAPER FAMILY und WE.LOVE.PRINT. Hier entstand eine lebendige Atmosphäre, in der Designer:innen, Drucker:innen und Materialexpert:innen ins Gespräch kamen, Muster begutachteten und neue Möglichkeiten für ihre Projekte entdeckten.



Fazit: Print schafft Vertrauen
Viele Teilnehmende betonten am Abend, dass sie nicht nur fachlich inspiriert, sondern auch persönlich bereichert nach Hause gingen. Die Mischung aus theoretischen Impulsen und praktischen Einblicken, aus großen Perspektiven und konkreten Lösungsansätzen hatte genau das erreicht, was wir uns erhofft hatten: eine Konferenz, die verbindet. Der rote Faden des Tages – »Print als Vertrauensmotor im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz« – erwies sich als tragfähig und zukunftsweisend. In einer Zeit, in der KI-generierte Inhalte die digitale Welt durchdringen, gewinnen greifbare, menschlich gestaltete Medien an Bedeutung. Print steht für Substanz, Glaubwürdigkeit und Nähe – Werte, die heute und in Zukunft mehr denn je zählen.
»Die Druck und Design ist ein Ort, an dem sich kreative Köpfe aus Design, Technik und Wirtschaft auf Augenhöhe begegnen«, sagt Christian Meier, zum Abschluss der Veranstaltung. Mit einem inhaltlich wie atmosphärisch gelungenen Veranstaltungstag bestätigte die Konferenz ihren Ruf als führendes Branchenevent im deutschsprachigen Raum. Die Druck und Design 2025 hat gezeigt: Wenn Kreativität auf erstklassige Drucktechnik trifft, wenn Designerinnen und Druckexpertinnen auf Augenhöhe zusammenarbeiten, entstehen starke Markenbotschaften, die nicht nur gesehen, sondern gefühlt werden. Print verbindet – erfolgreich, kreativ und nachhaltig.
Wir danken allen Teilnehmenden, Speaker:innen, Partner:innen und Aussteller:innen für diesen besonderen Tag! ❤️



Über die Druck und Design Konferenz
Die Druck und Design Konferenz ist eine Initiative von Grafikmagazin und dem Verband Druck und Medien Bayern e. V. (VDMB). Alle zwei Jahre vernetzt sie Fachleute aus Druck, Design, Agenturen und Industrie und bietet eine Plattform für Wissenstransfer, Inspiration und Branchendialog. Die nächste Ausgabe ist für 2027 geplant.
Weitere Informationen unter druckunddesign.org






