Das Architekturmagazin Pin-Up, das legendäre Apartamento, die Konzepte und Fotografien in Gentlewoman und MacGuffin, sogar alte Ausgaben des Transworld Skateboarding Magazine: Die Kommunikationsdesignerin Kristina Bartošová lässt sich viel und gern von Indie-Magazinen inspirieren. Dass sie nun selbst eines gestaltet, überrascht also kaum. Gemeinsam mit Co-Creative Director Verena Michelitsch ist sie für die grafische Umsetzung des zweimonatlich erscheinenden Gossamer zuständig, das sich mit der Subkultur von Cannabis beschäftigt.
Kristina, was ist dein Bezug zur ganzen Weed-Subkultur?
Eigentlich keiner, meine Zeiten auf der Kunst-Uni sind schon lange her. Die inhaltliche Idee zu Gossamer kam von Verena von Pfetten und David Weiner, die bereits die erste Ausgabe herausgebracht hatten. Ihnen geht es darum, den Konsum von Cannabis aus der Subkultur und besonders aus der Kriminalität zu holen.
CBD, also Cannabinoide, haben nachweislich viele positive Auswirkungen auf die Gesundheit und werden trotzdem sehr schmuddelig dargestellt. Das Bild von Weed ist nicht zeitgemäß, es gibt nicht eine Art von Konsumenten, gleich wie bei Kaffee oder Wein. Wir wollen zeigen, dass der Konsum von Weed nicht das Wichtigste im Leben von Weed-Konsumenten ist. Viele mitwirkende Künstler:innen und Autor:innen kiffen übrigens gar nicht, stehen aber trotzdem hinter den Inhalten. Auch ich schaffe es, das Magazin zu designen, ohne zu kiffen.
Gossamer soll neben schönen Beiträgen eine Plattform sein, die Aktivist:innen und Bewegungen rund um Cannabis zeigt. In den USA sind überproportional viele Schwarze und Latinos, People of Color wegen unangemessenen gesetzlichen Strafen inhaftiert, obwohl Cannabis, mitsamt Konsum und Anbau, gleichzeitig in vielen US-Bundesstaaten legal ist.
Kristina Bartošová
Wie kam deine Zusammenarbeit mit Gossamer zustande?
Verena Michelitsch und ich sind schon seit unserer Zeit in Graz befreundet und haben oft miteinander gearbeitet. Die Co-Gründerin und Co-Chefredakteurin Verena von Pfetten wurde über Bekannte zufällig auf sie aufmerksam, ungefähr so wie »Die heißt wie du und macht schöne Sachen«. Verena von Pfetten fragte dann Verena Michelitsch, ob sie die zweite Ausgabe von Gossamer gestalten möchte, die wiederum fragte mich. Alleine ein ganzes Magazin zu koordinieren und zu designen, ist schwierig, also wollte sie diese einzelne Ausgabe als gemeinsames Projekt angehen. Das funktionierte so gut, dass wir es noch immer machen. Und freuen uns riesig darüber.
Wenn ich das richtig sehe, sitzt die Redaktion ja in den USA, wie organisiert ihr euch remote?
In unserem Team sind die anderen drei in New York City und ich in Österreich. Die intensive Phase dauert meistens zwei Monate, in deinen wir jeden Tag über Slack Kontakt halten und nach Bedarf Video-Calls ausmachen. Vor Corona haben wir uns tatsächlich fast vor jeder Ausgabe in Person getroffen.
Was magst du am meisten an der Gestaltung von Magazinen und Gossamer im Speziellen?
Zuallererst, dass man ein eigenes System entwickelt. Im Branding steht das irgendwann, doch bei Layouts kann man immer ausbrechen und trotzdem ganz beim Thema bleiben. So entwickelt man – je nach Spielraum – ganz eigene Welten.
Im Druck kann man das Ganze nochmal pushen. Das Team von Gossamer ist da ganz offen für unübliche Ideen, die wir Gestalterinnen unbedingt machen wollen und die zu Themen jeder Ausgabe passen, wie etwa ein geflocktes Cover für Touch, Pantone-Farben und ganz unterschiedliche Materialien. Wir entwickeln das Magazin ein bisschen nach Lust und Laune, es ist definitiv auch von Print-Liebhaber:innen für Print-Liebhaber:innen gedacht.
Ganz besonders ist es auch, mit vielen tollen und traumhaften Künstler:innen zusammenzuarbeiten, die für klassische kommerzielle Projekte vielleicht oft weniger Zeit haben, aber für Editorial zu haben sind.
Wir versuchen uns mit Gossamer jede Ausgabe weiterzuentwickeln und Dinge neu zu machen. Jedes Mal nehmen wir uns vor, »dieses Mal aber eine super simple Ausgabe« herauszubringen. Dann halten wir es nicht aus und haben auf einmal eine noch nie dagewesene Herausforderung für uns gebaut. Ich liebe das!
Kristina Bartošová
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Interview: Sonja Pham