Die Typografische Gesellschaft München blickt auf eine 135-jährige Geschichte zurück und fördert eben so lange Typografie und Schriftkultur. Doch reicht das heute noch? Unter der Leitung von Xuyen Dam hat sich die tgm neu aufgestellt und plant für 2025 ein Event-Programm, das viel verspricht: Designwissen, Austausch und neue Perspektiven.
Wer sich für Typografie und Schriftgestaltung interessierte war bei der tgm schon immer richtig. In zahlreichen Workshops konnte man sich weiterbilden, in Vorträgen konnte man sehen, wie Schriftschmieden ihre Projekte entwickeln, junge Type-Designer:innen stellten spannende Schriftentwürfe vor, es gab Exkursionen und ab und an lud die tgm zum Type Walk durch München ein. Allesamt tollte Angebote, doch vor allem junge Leute fühlten sich immer weniger angesprochen. Das soll sich nun ändern, deshalb hat die tgm ihr Programm für 2025 neu ausgerichtet.
Frischen Wind bringt vor allem Xuyen Dam in die Sache. Er ist Professor für Typografie und Kommunikationsdesign an der Hochschule München und führt nun den Vorsitz der tgm. Als Dozent hat er zum einen ein Gespür dafür, was jüngere Menschen interessiert, zum anderen weiß er, gegen welche Angebots- und Informationsflut man sich heute als Veranstalter durchsetzen muss. »Die Frage ist«, sagt Xyuen, »wie kann man die Leute abholen? Wie müssen Vorträge heute aussehen, damit man sie attraktiv findet und gern vorbeikommt?« So vieles sei inzwischen online abrufbar, um Leute vom heimischen Sofa zu locken, müsse man schon etwas Besonderes bieten.
Klingt einleuchtend, doch was ist nun die Lösung? Zunächst einmal möchte die neue tgm jung, bunt und laut sein. Klassische typografische Themen werden natürlich weiterhin auf dem Programm stehen, aber es wird viel mehr als bisher über den Tellerrand geschaut. Vor allem ändert sich aber die Art der Vorträge. Verkürzt lautet das neue Konzept »tgm x X x X«. Wie bisher werden Kreative ihre Projekte und Arbeitsweisen vorstellen, bei Vortrag werden sie aber mit Kurator:innen zusammengespannt, die entweder in einem ähnlichen Bereich arbeiten oder auch etwas ganz anderes machen. Der oftmals peinliche Moment, wenn es heißt, »hat noch jemand Fragen im Publikum?«, entfällt. Das Tandem aus Speaker und Kuratorin sorgt für genügend Gesprächsstoff, die tgm mischt als dritte Partei kräftig mit und natürlich sind auch die Gäste Teil der Show.
Lebendig soll das Programm vor allem werden und Spaß machen. Dafür wird sicher auch die Auswahl der Referent:innen sorgen. Den Auftakt macht am 4. Februar Johannes Breyer von dinamo Type. Er spricht darüber, was man als Kreativer tun kann, um sichtbar zu sein. Ihm zur Seite steht die Schriftgestalterin Mona Franz als Kuratorin. Weiter geht es mit Zukunftsthemen in Grafikdesign und Typografie. Der dritte Event widmet sich der Frage, welche Werkzeuge Gestalter:innen verwenden sollten. Was macht eine gute Schrift aus? Wie geht man mit Kritik um und wie schafft man es zwischen ästhetischem Anspruch und ökonomischen Notwendigkeiten zu navigieren? Die Themen für dieses Jahr sind vielfältig, die Gäste auch, wie zum Beispiel Sternekoch Felix Schneider, der mit seiner Arbeit Kreativität noch einmal anders interpretiert. Auch wechselnde Locations werden für mehr Dynamik sorgen. 2025 wird es sich für Münchner Design-Fans also definitiv lohnen, vom Sofa aufzustehen.
Vortragsreihe: TGM × X × X
04. Februar Johannes Breyer ist Schriftgestalter und Mitgründer von DINAMO TYPEFACES Berlin
11. März Marcel Saidov arbeitet seit 2016 im Bereich Typografie und Type Design und lehrt in Weimar
01. April Nicolas Bernklau studierte an ÉCAL und ist Grafik- und Type Designer in St. Gallen
20. Mai Jiri Oplatik gestaltet in Basel Corporate Designs, Plakate und Bücher und ist AGI-Mitglied
01. Juli Jonas Beuchert und Tilman Schlevogt haben seit 2015 das Studio PARAT.cc in München
07. Oktober Felix Schneider ist Koch in seinem Restaurant Etz in Nürnberg und hat zwei Michelin-Sterne
11. November intercom ist ein Kollektiv von Wissenschaftler*innen, Gestalter*innen und Entwickler*innen
02. Dezember Sam Kim betreibt u. a. den Berliner Reading-Room Common Imprint für asiatische Kunstbücher
Für Studierende sind die Vorträge kostenlos und für alle anderen erschwinglich. Weitere Informationen unter: www.tgm-online.de
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