Wie kann man Neues erdenken oder Strategien für die Zukunft entwickeln, wenn man immer mit den gleichen, alten Werkzeugen arbeitet? In unseren Schwerpunkt »Speculative Design« zeigen wir, wie dieser Designbereich hilft, sich Dinge vorzustellen, die es wirklich noch nicht gibt. Und wer sich vorstellen kann, wie eine mögliche Zukunft aussieht, kann auch besser entscheiden, wie er jetzt handeln soll. Im Grafikmagazin 06.24 stoßen wir die Tür zur Zukunft auf und zwar zu einer, die wir selbst in der Hand haben.
Auch wenn es in unserem Schwerpunkt »Speculative Design« um die Zukunft geht, der Blick zurück kann für Kreative auch enorm bereichernd sein. In unserer Foto-Rubrik widmen wir uns zum Beispiel der analogen Fotografie. Hier zeigt Paul Hiller, mit wie viel Charme sich die Welt entdecken lässt, wenn man sie alten fotografischen Techniken einfängt. Wie faszinierend anders der visuelle Ausdruck wird, wenn man analog arbeitet, haben Studierende auch in ihrem Projekt »Cooking with film« erforscht und geben allen Interessierten viele Tipps an die Hand, um es selbst einmal auszuprobieren. Eine Abschlussarbeit aus Kairo widmet sich dem Thema Fremdsein und findet in der arabischen Lyrik und alten kalligrafischen Mustern eine Quelle der Identität. Alle Register der analogen Kommunikation zieht eine Arbeit für Campari, die Wes Andersons »Grand Hotel Budapest« visuell auferstehen lässt und ein Messe-Event zu einem Fest für die Sinne macht.
Grafik+ »Speculative Design«
Klimadaten gibt es mehr als genug, doch wer kann sich darunter schon etwas vorstellen? Aber wie würde es zum Beispiel in München 2084 aussehen, wenn sich unser Klima um 2 Grad erwärmt oder um 6 Grad? Wie würden die Menschen leben, wenn der Golfstrom schwächer werden würde und es statt heiß auf einmal kalt würde? Studierende der HM München haben die Daten des Weltklimarats in Szenarien übertragen, die Besucher diese möglichen Zukünfte erleben lässt.
Spekulatives Design hilft, sich Dinge besser vorzustellen, aber auch, auf völlig neue Lösungen zu kommen. Studios wie Normals und Ellery aus Berlin oder Superflux aus London beschäftigen sich schon länger mit diesem Designzweig und unterstützen staatliche Stellen und Unternehmen dabei, mögliche Zukünfte zu entwickeln. Das Charmante daran ist, Speculative Design kann diese Visionen auch so vermitteln, dass man sie versteht. So entsteht mehr Akzeptanz und der eigene Handlungsspielraum wird größer. Denn wenn ich eine mögliche, vielleicht unangenehme Zukunft kenne, kann ich durch mein Verhalten dafür sorgen, dass sie nicht eintritt.
Das Cover
Den Blick in die Zukunft richtet auch unser Cover. Das Design ist von Wissenschaft und Science-Fiction und interpretiert die möglichen Zukünfte als Multiversum. »Die Anordnung der Kugeln symbolisiert neue, potenzielle Welten und Ideen«, sagt der Gestalter Tobias Holzmann. »Durch die Tiefe und Dynamik im Design wird eine visuelle Spannung erzeugt, die neugierig macht und die Fantasie anregt. Dieses Cover lädt Betrachter:innen ein, über bestehende Grenzen hinauszudenken und in alternative Zukünfte einzutauchen.«
Einen schönen Kontrast zu all den Zukunftsvisionen bietet das Papier Crush Olive von Favini. Es wird aus Verarbeitungsrückständen von Oliven hergestellt und wird nicht nur energiearm produziert, es wirkt durch seinen natürlichen Farbton auch warm und freundlich. Ein Prägedruck (effektiv Druck+Veredelung, Berneisch) in schimmerndem Orange (Kurz) sorgt für Tiefe und leuchtende Akzente.
Der Showroom
In Wien schafft Kevin Nowak Markenerlebnisse, die überraschen, Emotionen auslösen und wirklich in Erinnerung bleiben und am anderen Ende der Welt, in Australien, zeigen die Kreativen von Grabet, dass sich Humor und seriöse Markenkommunikation nicht ausschließen müssen. In der Schweiz hat sich François Chalet ein eigenes grafisches Universum geschaffen, das von Projektionen im öffentlichen Raum bis hin zu Buchillustrationen und VJ-ing reicht. Zu guter letzt widmen wir uns in dieser Ausgabe noch der Buchgestaltung, genauer gesagt dem Design von Kochbüchern. Sieben tolle Neuerscheinungen sind uns ins Auge gestochen – alle sehr sehenswert und einige davon kann man bei uns sogar gewinnen!
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Das Grafikmagazin 06.24 zeigt, wie man mit Designstrategien in die Zukunft blicken kann und wie inspirierend es zugleich sein kann, sich auf alte Handwerkskunst zu besinnen. Zudem bietet diese Ausgabe viele handfeste Tipps für die Arbeit.
Das Grafikmagazin 06.24 mit dem Schwerpunkt »Speculative Design« können Sie hier bestellen, versandkostenfrei (innerhalb der EU).