An einem grauen Sonntagmorgen im November gibt es kaum einen besseren Ort, um dem Herbstwetter zu entfliehen, als das X-D-E-P-O-T der Neuen Sammlung – umgeben von ikonischen Designklassikern. Mit einem besonders spannenden Anlass wurde es noch reizvoller: Unter dem Titel »New Modes V | From Imagination to Storytelling« luden BMW Group Design und Die Neue Sammlung – The Design Museum zu einer Diskussion über die Kraft des Storytellings ein. Die Gäste Doris Dörrie, Christoph Niemann und Anders Warming, deren Arbeit jeweils auf ganz eigene Weise die Verbindung von Erzählung und Gestaltung verkörpert, teilten ihre Perspektiven auf die Bedeutung von Narrativen in einer zunehmend vorhersagbaren, technisierten Welt.
Die bereits fünfte Edition der Talk-Serie »New Modes of Being«, initiiert von BMW Group Design und Die Neue Sammlung – The Design Museum, zeigte einmal mehr, dass Design nicht nur Form und Funktion verbindet, sondern auch unsere Geschichten – und damit unser Leben – berühren und verändern kann. Angelika Nollert, Direktorin der Neuen Sammlung, leitete das Gespräch, das passenderweise im X-Depot umringt von Designklassikern stattfand, mit einer wichtigen Beobachtung ein: »Design ist immer auch Storytelling – funktional und lösungsorientiert.« Für Nollert ist es entscheidend, über Narrative Neugierde zu schaffen, die das Interesse der Menschen weckt und sie zum Nachdenken anregt.
Moderiert wurde das Panel von der Designjournalistin und Stilkolumnistin Valerie Präkelt, die die Diskussion gekonnt lenkte und spannende Einblicke herauskitzelte. Doris Dörrie, bekannte Filmemacherin und Schriftstellerin, eröffnete das Gespräch mit einer kritischen Perspektive auf das Storytelling. »Es ist für mich ein wenig beklagenswert, dass alles in eine Story verwurstet wird«, meinte Dörrie und hinterfragte die unersättliche Nachfrage nach Narrativen, die oft ausschließlich kommerzielle Interessen verfolgen. Ihrer Erfahrung seien die besten Geschichten diejenigen, die eine echte Transformation verlangen. »Man muss unterscheiden zwischen dem, was ein Held möchte und was er braucht – beides kann sehr unterschiedlich sein«, erklärte sie. Mit Bezug auf aktuelle Herausforderungen fügte sie hinzu: „Die Welt braucht etwas anderes als das, was wir oft möchten. Wir brauchen eine Welt, die überlebt.“
Christoph Niemann, Künstler und vielfach ausgezeichneter Illustrator, schloss an und sprach über den Einfluss des Schriftstellers Stephen King auf sein Verständnis des Erzählens – seine Illustrationen fänden seitdem oft ergebnisoffen statt. »Dinge, die keine konkrete Absicht haben, bewegen uns manchmal mehr«, erklärte er und betonte, dass wahre Kreativität oft dort entsteht, wo Kontrolle losgelassen wird. Niemann sieht die persönliche Perspektive als »eine Projektion und Empathietool« an, das die Menschen anzieht, weil es authentische Erinnerungen und Emotionen wiedergibt.
Der Designer Anders Warming, Leiter von BMW Group Designworks & Advanced Design, unterstrich, wie wichtig es sei, durch Design Erlebnisse zu schaffen, die für Menschen relevant sind: »Wir setzen uns bei unserer Arbeit in Menschen hinein, die in der Zukunft etwas erleben dürfen«, sagte er und betonte die Notwendigkeit, sich auf neue Ideen einzulassen, die über das Planbare hinausgehen. Diese Herangehensweise ermögliche es, das Unbekannte willkommen zu heißen und innovative Perspektiven zu entwickeln.
Abschließend kam das Gespräch auf die Frage der Vorhersehbarkeit in einer Welt, in der künstliche Intelligenz immer dominanter wird. Doris Dörrie warnte vor einer »Algorithmus-Kultur«, die Unvorhersehbarkeit zunehmend minimiert. »Das genaue Berichten über die eigene Wahrnehmung ist unser Schatz. Unsere Einzigartigkeit müssen wir pflegen, besonders in Zeiten von KI«, erklärte sie und hob hervor, dass gerade die Unvollkommenheit und Diversität des menschlichen Blicks einen unschätzbaren Wert darstelle.
Die Diskussion machte eindrucksvoll deutlich, dass Storytelling und Design auch in der heutigen Zeit ein kraftvolles Mittel sind, um persönliche und gesellschaftliche Transformationen zu begleiten. Mit dem Appell, Kreativität als individuelle und oft unvorhersehbare Ausdrucksform zu pflegen, hinterließen die Gäste eine inspirierende Botschaft, die über den Tag hinaus nachhallte.
Die nächste Edition von New Modes wird im Rahmen der MCBW 2025 stattfinden, alle Termine und Infos dazu finden Sie hier
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