Das Schicksal der Ukraine hängt an einem seidenen Faden. Während die Unterstützung der Alliierten und die globale Aufmerksamkeit schwindet, steigen die Opferzahlen immer weiter. Inmitten dieses düsteren Szenarios präsentiert die dritte Ausgabe des Soлomiya Magazins eine eindrucksvolle Mischung aus Zeichen der Verzweiflung und Bildern voller Liebe, Schönheit und Mut. Über allem schwebend: die unbedingte Sehnsucht nach Freiheit.
Soлomiya steht für Frieden
In Form einer unabhängigen Printpublikation wurde Soлomiya Magazine als Reaktion auf die russische Vollinvasion in der Ukraine 2022 ins Leben gerufen. »Soлomiya« ist ein ukrainischer Frauenname, der in etwa »Frieden« bedeutet; ein erstmal widersprüchliger Titel für eine Zeitschrift zum Krieg. Gerade deshalb möchte sie als Plattform für aufstrebende und etablierte ukrainische Kreative dienen, die ihrer Sehnsucht nach einem Ende des Kriegs Ausdruck verleihen. Sie bedienen sich einer breiten Palette von kreativen Mitteln, um persönliche Erfahrungen, emotionale Beobachtungen und intellektuelle Diskurse zu teilen.
Die harsche Realität des Kriegs
Künstler:innen wie Vsevolod Kazarin regen mit ihren Fotografien und Fragen zum Nachdenken über die Konzepte von Männlichkeit im Krieg an, während Alex Mashtalers bisher unveröffentlichte Fotografien die jugendliche Unschuld mit der harten Realität des Krieges konfrontieren.
Ivanna Kozachenko und das Künstlerkollektiv Commercial Public Art die Raum-Strategien der von russischen Streitkräften in den besetzten Gebieten errichteten Architektur. Essays von Lucy Zoria und Sebastian Wells bieten eine Vielzahl von Perspektiven auf die Lebenserfahrungen junger Ukrainer:innen im Ausland.
Eine herausragende Porträtserie mit dem Titel »War Dreams« des italienischen Fotografenkollektiv Caimi&Piccini etwa fängt die Gedanken eines jungen Soldaten aus Odessa ein, der nach »einer Reise, einem Flug und Freiheit« sehnt. Diese Serie beleuchtet die emotionalen Wirren des Krieges aus der Perspektive derjenigen, die an vorderster Front kämpfen.
Die dritte Ausgabe von Soлomiy bietet auch Einblicke in die koloniale Vergangenheit und die gegenwärtige Militarisierung der Ukraine durch Interviews mit bekannten Persönlichkeiten wie Asia Bazdyrieva, Maxim Dondyuk und Henrike Naumann. Diese Gespräche liefern eine tiefere Einsicht in die komplexen Zusammenhänge, die das Land prägen – sowie Realitäten, die Russland seit vielen Jahren zum Schweigen zu bringen versucht.
Ein großes Trotz-dem
Die dritte, 132-seitige Ausgabe von Soлomiya im Format 23 × 31 cm wurde erneut vom Kollektiv Scrollan feinfühlig gestaltet sowie klimaneutral und vegan gedruckt; Publisher ist SHIFT BOOKS (International), mit Unterstützung vom Reseller Readellion in der Ukraine. Das Editorial Design führt mit einer beeindruckenden Auswahl an Texten und Bildern in die tiefsten Ecken der ukrainischen Realität. Das Redaktionsteam von Soлomiya, bestehend aus Sebastian Wells, Vsevolod Kazarin, Andrii Ushytskyi und Ivanna Kozachenko, arbeitet mit Kollektiv Scrollan in enger Kooperation an der kreativen Vision des Magazins, das einerseits für die Realitäten des Krieges sensibilisieren, andererseits auch den Mut und Stolz der Ukraniner:innen übermittelt. »Wir spürten bei der Umsetzung ein großes Trotz-dem«, wie die Gestalterin und Designprofessorin Barbara Kotte vom Kollektiv Scrollan erzählt.
Die dritte Ausgabe von Soлomiya wurde am 13. März 2024 veröffentlicht und ist ein weiterer Meilenstein in der dekolonialen Auseinandersetzung von Künstler:innen mit der von imperialer Aggression geprägten Umwelt der Ukraine.
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Mehr zum ausführenden Kollektiv Scrollan
Die erste Ausgabe von Soлomiya Magazine stellten wir in der Ausgabe 01.23 »Bars & Drinks« vor, hier bestellen