Editorial Design ist recht speziell und es gibt viele Spielregeln, doch es ist auch ein Gestaltungsbereich, der besonders bereichernd ist. »Es ist so schön«, erzählte uns eine Buchcovergestalterin, »weil man so nah an den Menschen ist und jeder sofort einen Bezug und eine Meinung dazu hat«. In dieser Ausgabe geht es also um die Gestaltung von Büchern, Covern und Zeitschriften und um die Leidenschaft für ein Kulturobjekt, das sich seit Jahrhunderten immer neu erfindet.
Die Frage nach dem Warum
In unserer Rubrik Design & Research gehen wir in dieser Ausgabe mit Mara Recklies der Frage auf den Grund, wer denn eigentlich festlegen darf, was gutes Design ist – und weshalb es das mit prominenten Gestaltungsgrundsätzen wie jenen von Dieter Rams oft gar nicht sein kann. Die Designphilosophin unterrichtet an zahlreichen Hochschulen designtheoretische Fächer und setzte – nicht zuletzt auch bei uns – schon so manchen Denkprozess in Gang. Melanie Scheer wiederum untersuchte für ihre Masterarbeit, was es für den Kreativprozess bedeutet, dass Menschen ein sehr unterschiedliches Vorstellungsvermögen besitzen.
Zusammen ist man weniger allein
Auch in dieser Ausgabe behandeln wir das Fokusthema Kollaboration. Hierfür sprachen wir unter anderem mit dem CEO der kollaborativen Design-Software Figma, Dylan Field über dessen Vision für eine Demokratisierung des Kreativprozesses. Auch für das Erscheinungsbild der documenta fifteen wurde kollaboriert, bis in die Schriftgestaltung. Dessen ungewöhnlicher Prozess führte zu einem sehr vielschichtigen Ergebnis, über das wir mit dem Designer André van Rueth von Stan Hema sprachen. Er plädiert für gegenseitiges Vertrauen und das Hören auf eigene Impulse – auch wenn man sie in der Zusammenarbeit oftmals hinterfragen sollte.
Grafik+ Editorial Design
Gutes Editorial Design sticht sofort ins Auge und berührt einen auf besondere Weise, aber wie entstehen sie eigentlich, diese tollen Bücher, Cover und Magazine? In unserem Grafik+ haben wir etwas hinter die Kulissen geschaut und mit außergewöhnlichen Buchgestaltern wie Bernd Kuchenbeiser oder Paulus M. Dreibholz gesprochen oder mit Kristina Bartosova, Creative Direktor des Gossamer Magazines, Lucia Zamolo hat uns mehr über illustrative Gestaltung erzählt und Moritz Borchardt hat ein Buch rund um das Nichts geschaffen. Wir wollten auch wissen, warum viele Buchcover auf dem Ladentisch so aussehen, wie sie aussehen und haben mit vier Buchcovergestalter:innen eine lebhafte Diskussion geführt über das Gestalten zwischen Leiden und Leidenschaft.
Das Cover
Die Illustratorin Christina Gransow, deren Arbeiten wir auch im Showroom vorstellen, gestaltete das Cover dieser Ausgabe. Beim Thema Editorial Design habe sie sofort an einen Kiosk gedacht, erzählte sie uns, dort treffe so viel davon aufeinander. »Zum anderen aber auch, weil er mir persönlich als Motiv sehr gut gefällt: ein meist unscheinbarer kleiner Kasten in der Stadt, in dem ein Mensch tagein, tagaus sein Leben verbringt, umringt von Süßigkeiten, Getränken, Zeitungen und Zeitschriften.«
Bei dieser Ausgabe setzten wir für das Cover das FSC-zertifizierte Olin Origins von Antalis in 320 g/qm und der Farbe Cereal ein. Gedruckt wurde im Offset, dass das Ergebnis dennoch so leuchtend ist, verdanken wir der Expertise von F&W.
Und noch etwas ist Besonders an diesem Cover, haben Sie es bemerkt? Nicht nur das Motiv ist illustriert, sondern auch der Masthead!
Der Showroom
Im Showroom präsentieren wir – neben Christina Gransow – einige Ergebnisse der European Design Awards, in deren Jury unsere Chefredakteurin Christine Moosmann sitzt, und deren starke Haltung sie in diesem Jahr besonders bewunderte. Unser Autor Markus Zehentbauer berichtet ausführlich über das Erscheinungsbild der Olympischen Spiele 1972 und Patrick Rössler schreibt über Jan Tschichold als nimmermüden Propagandisten der Bewegung »Neue Typografie« in den 1930er Jahren.
In dieser Ausgabe gibt es also wirklich viel zu entdecken. Erhältlich ist das Grafikmagazin 04.22 mit dem Schwerpunkt »Editorial Design« ab sofort in unserem Shop.
Dort finden Sie auch weitere Ausgaben des Grafikmagazin sowie diverse Abonnements.